Welche Anforderungen ein nachhaltiges Hilfsangebot für pflegende Angehörige erfüllen muss, erfuhr Marén Schorch, Soziologin und Mitarbeiterin an der Universität Siegen, während eines Besuchs bei der Diakonie-Station Siegen-Mitte. Dort bekam sie einen Einblick in die häusliche Pflege erkrankter Menschen: Einen Vormittag lang begleitete sie Burkhard Hallerbach, Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes, bei seiner täglichen Arbeit. „Es war für mich wichtig zu erleben, welche Aufgaben bei der Betreuung von den Mitarbeitern übernommen werden und welche Bedarfe in den Haushalten bestehen“, erzählte Schorch. Durch diesen Einblick würden die bisherigen Erfahrungen bereichert, um dann genauer zu planen, wie pflegende Familienmitglieder zu Hause sinnvoll unterstützt werden könnten. Denn gemeinsam mit der Diakonie in Südwestfalen und internationalen Partnern entwickeln Mitarbeiter des Lehrstuhls Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Universität Siegen eine computergestützte Plattform, die pflegenden Angehörigen eine Hilfestellung bieten soll. Dies geschieht innerhalb des europäischen Projektes TOPIC (englisch für Die Online-Plattform für informell Pflegende).
In dessen erster Phase werden mehrere Mitarbeiter der Diakonie bei ihren Besuchen in Familien begleitet, um ein besseres Verständnis der häuslichen Pflege zu gewinnen. Darauf aufbauend würden dann konkrete Anforderungen an unterstützende Maßnahmen erarbeitet. „Zunächst machen wir uns vor Ort ein Bild von der Situation betreuender Familienmitglieder“, erläuterte Schorch, die auch Leiterin des Projekts ist. Dabei würde viel Zeit mit den Angehörigen verbracht und Gespräche über Bedürfnisse oder auftretende Probleme geführt. „Häufig leiden die Pflegenden unter der Einschränkung oder dem Verlust sozialer Kontakte, da sie das Haus nur selten verlassen können.“ Mithilfe der Plattform solle ein unkomplizierter Austausch mit Familienmitgliedern, aber auch mit anderen Pflegenden über deren bisherige Erfahrungen ermöglicht werden. „Zusätzlich wollen wir gebündelte und verständliche Informationen zu Hilfsangeboten sowie einen Überblick über Dienstleistungen anbieten.“ Im Frühjahr nächsten Jahres soll dann die zweite Phase des Projekts anlaufen. Geplant sei, die pflegenden Angehörigen zunächst mit geeigneten Geräten zur Nutzung der Plattform auszustatten (Smartphones und Tablet-PCs) und sie entsprechend ihrer Voraussetzungen schrittweise an die neue Technik heranzuführen. „Wir möchten, dass die Pflegenden ihre Scheu vor den Geräten verlieren und damit langsam umzugehen lernen“, betonte Schorch. Ein studentischer Mitarbeiter erkläre in Schulungen die Funktionen von Smartphone und Tablet-PC. Bereits vier Familien aus Kirchen und Siegen konnten für eine Mitarbeit am Projekt gewonnen werden. Jedoch würden weitere Teilnehmer aus Siegen und der Umgebung gesucht. Interessierte, die an dem Projekt teilnehmen möchten, können sich bei Franz-Josef Heer unter Tel. 02741/930167 oder 0160/95972205 melden.
Quelle: Diakonie