Osteoporose ist eine stumme Krankheit. Dass das abgebaute Knochengewebe nicht mehr durch neues ersetzt und der Knochen dadurch porös und spröde wird, bereitet keine Schmerzen. Mit dem ersten Knochenbruch geht oft auch erst die Diagnose einher. In Deutschland sind etwa acht Millionen Menschen an Osteoporose erkrankt, allen voran Frauen. Tendenz steigend. „Allein durch die höhere Lebenserwartung werden in rund 20 Jahren doppelt so viele davon betroffen sein“, prognostiziert Dr. med. Alois Franz, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Sporttraumatologie im St. Marien-Krankenhaus Siegen.
Bei einer Osteoporose-Erkrankung ist der Stoffwechsel im Knochen verändert. Auf- und Abbau von Knochensubstanz sind normalerweise genau aufeinander abgestimmte Prozesse, die unter anderem von Hormonen gesteuert werden. Bei Patienten mit einer Osteoporose sind diese Regulationsmechanismen gestört und es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen Abbau und Neubildung von Knochen. Hierbei wird vermehrt Knochensubstanz abgebaut, was die Knochen porös und instabil macht. Deshalb können bereits leichte Krafteinwirkungen Knochenbrüche zur Folge haben. Eine Ursache für eine Osteoporose-Erkrankung bei Frauen kann der Hormonmangel nach den Wechseljahren sein. Eine altersbedingte Osteoporose betrifft besonders Menschen ab dem 70. Lebensjahr und führt oftmals zu Brüchen des Oberschenkelhalses. Begünstigt werden diese primären Formen der Osteoporose durch genetische Veranlagung, Fehlernährung und Bewegungsmangel. Eine sekundäre Osteoporose kann etwa als Folge von bestimmten Erkrankungen oder durch die Einnahme von Medikamenten verursacht werden. Typische Symptome für eine Osteoporose sind Rückenschmerzen, unerwartete Knochenbrüche und eine Veränderung der Wirbelsäule. Viele Osteoporose-Patienten werden kleiner und entwickeln einen so genannten Rundrücken.
„Heute wissen wir, dass Faktoren wie Kortisonverabreichungen, erbliche Veranlagung, chronische Polyarthritis, Untergewicht, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum den Knochenschwund erheblich begünstigen“, erklärt der Orthopäde. Und es habe sich gezeigt, „dass die Messung der Knochendichte allein kein sicherer Parameter für die Risikoerfassung ist.“ Zukunft hat stattdessen die individuelle Beurteilung des Knochenbruchrisikos, wobei die genannten Faktoren, das Alter und das Geschlecht erhoben werden. Damit lässt sich das Knochenbruchrisiko hinsichtlich der nächsten zehn Jahre besser abschätzen als nur mit einer Knochendichte-Messung“, sagt Franz. Um einer Osteoporose vorzubeugen, sollte bereits früh auf eine angemessene Vitamin-D-Versorgung, eine kalziumreiche Ernährung und ausreichend Bewegung geachtet werden.
Neuerungen gibt es auch auf dem Gebiet der medikamentösen Therapie. Vor allem seit ein Bisphosphonat am Markt ist, das einmal im Jahr intravenös verabreicht wird. Franz: „Verschrieben wird die Infusion derzeit aber nur Patienten, die Osteoporose-Medikamente nicht vertragen, bettlägerig sind oder aus bestimmten Gründen die Tabletten nicht regelmäßig einnehmen können.“ Aufholbedarf bestehe bei einer spezifischen Schmerztherapie. Immerhin klagen rund 80 Prozent der Osteoporose-Patienten über chronische Schmerzen, auch nachdem der Bruch verheilt ist. „Herkömmliche Schmerzmittel können die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen, dadurch erhöht sich die Sturzgefahr“, betont der Mediziner.
Nichts geändert hat sich an der Tatsache, dass jede zweite bis dritte Frau über 50 Jahre im Laufe ihres Lebens zumindest einen osteoporotischen Knochenbruch erleidet. Obwohl Männer generell mehr Knochenmasse besitzen und auch im Alter Reserven haben, ist jeder fünfte ab 50 ein Osteoporose-Patient. Ob für Frauen entwickelte Wirkstoffe auch für Männer geeignet sind, wird derzeit im Rahmen internationaler Studien untersucht.
Quelle: St. Marien-Krankenhaus
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