Die Universitätsstadt Siegen hat mit dem Demografieprojekt „SehrMobil“, bei dem es um die Sicherstellung der Mobilität älter werdender Menschen geht, den Best-Practice-Award „Telematik in Kommunen“ in der Kategorie der Städte zwischen 50.000 und 250.000 Einwohnern gewonnen. Sie ist auch Gesamtsieger der Preisträger aller Kategorien.
„SehrMobil“ ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Forschungsprojekt, in dem die Stadt Siegen mit sieben gleichberechtigten Partnern Methoden zur kontinuierlichen Verbesserung der Mobilität im Alter erarbeitet. Die Partner sind: Bundesarbeitsgemeinschaft für Senioren, Deutsches Rotes Kreuz, Infoware GmbH, International Institute for Social Informatics, Kreis Siegen-Wittgenstein, Universität Heidelberg und Universität Siegen. Kern des Projekts ist eine altersgerechte und generationsübergreifende IT-Anwendung. Diese wird aktuell gemeinsam mit Seniorinnen und Senioren entwickelt und erprobt.
Warum ist Mobilität so wichtig?
Die Verbesserung der Mobilität im Alter ist das zentrale Anliegen des Projektes. Schon heute sind viele ältere Menschen aufgrund gesundheitlicher Beschwerden und ungünstiger Rahmenbedingungen in ihrer Mobilität eingeschränkt und oft auf die Hilfe ihrer Kinder und Enkel angewiesen. Doch nur noch die wenigsten Familien wohnen (noch) so nah zusammen, dass diese Hilfe stets oder zumindest regelmäßig gewährleistet ist. Weil aber Mobilität zu den entscheidenden Grundlagen für Selbstständigkeit und gesellschaftliche Teilhabe gehört, arbeitet die Stadt Siegen daran, die eingeschränkten Aktionsräume älterer Bürgerinnen und Bürger zu erweitern. „Die Sicherstellung von Mobilität im Alter ist mir ein großes Anliegen“, sagt Bürgermeister Steffen Mues, denn: „sich im Alltag selbständig und sicher bewegen zu können, ist ein wesentlicher Schlüssel für eine hohe Lebensqualität im Alter. Auch in fortgeschrittenen Lebensjahren mobil zu bleiben: das bedeutet für mich selbstbestimmt und in Würde zu altern.“
Bei „SehrMobil“ geht es darum, zunächst die Aktionsräume der „Generation 60+“ über nahtlose Mobilitätsketten nachhaltig zu erweitern. Mit Mobilitätsketten sind sinnvolle Kombinationen bzw. Verknüpfungen von unterschiedlichen Fortbewegungsformen wie ÖPNV, privaten Mitfahrgelegenheiten oder auch einer Fußgängernavigation gemeint, die Bürgern eine bestmögliche Mobilität gewährleisten. Zu diesem Zweck wird eine auf Informations- und Kommunikationstechnik basierende altersgerechte und generationsübergreifende technische Dienstleistung (die sog. Mobilitätsplattform) entwickelt und erprobt. Das System umfasst eine mobile (Smartphone) und eine TV-Applikation sowie eine Internetpräsenz.
Anja Heiden, Leiterin der Geschäftsstelle Demografie der Stadt Siegen, sieht als Fernziel der Mobilitätsplattform die Einbindung spezifischer Angebote, über die neue Formen von sozialer Teilhabe und Vernetzung entstehen können. So könnte zum Beispiel eine „Mitlaufzentrale“ integriert werden. Heiden: „Das ist sinnvoll, weil ältere Menschen mit eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit oftmals schon leichte Aktivitäten unterlassen, da sie etwa Angst vor Stürzen haben.“
Die Überlegung, Mobilität und Teilhabe zu fördern, indem man Menschen über eine IT-Anwendung anbietet, mit anderen beispielsweise einen Spaziergang zu unternehmen und somit begleitet und sicher körperlich aktiv zu sein, wäre eine ganz neue, wünschenswerte Form der Vernetzung. Neben der Anregung zur körperlichen Betätigung bietet diese Art von Gemeinschaftserlebnis auch die Förderung von sozialer Teilhabe. Aus diesem Grund ist in das System auch ein Kulturkalender eingebunden. Er macht nicht nur auf Veranstaltungen aufmerksam, sondern gibt auch – siehe oben – Hinweise auf Möglichkeiten, wie man ohne eigenes Auto dort hingelangen kann.
Ausgelobt wurde der Best-Practice-Award „Telematik in Kommunen“ von der europäischen Telematikgesellschaft TelematicsPro e.V. zusammen mit dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund, dem Deutschen Landkreistag und der Bitkom. Der Preis wird in vier Kategorien vergeben: Landkreis, Städte bis 50.000 Einwohner, Städte bis 250.000 Einwohner und Städte über 250.000 Einwohner.
Die Ehrung der Stadt Siegen findet am 8. April 2014 im Rahmen der Metropolitan Solutions zur Hannover Messe durch den niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr statt.
Quelle: Stadt Siegen