Patienten und Ärzte informieren sich im Diakonie Klinikum Jung-Stilling
Während des ersten Siegener Lebertags im Diakonie Klinikum Jung-Stilling Siegen haben Internisten und Radiologen eine zentrale Botschaft vermittelt: „Jeder sollte auf die Gesundheit seiner Leber achten.“ Leberkrankheiten haben in Deutschland rasant zugenommen, erklärten die Referenten in zwei Vortragsveranstaltungen sowohl Patienten als auch Medizinern aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein, Altenkirchen und Olpe.
„Heute erkranken 61 Prozent mehr Menschen an einer Leberzirrhose als noch vor zehn Jahren“, verdeutlicht Professor Dr. Joachim Labenz, Chefarzt der Medizinischen Klinik im Diakonie Klinikum Jung-Stilling. Und das betrifft auch die Bevölkerung in Siegen-Wittgenstein: „Die Zahl der Leberkranken nimmt in unserer Klinik ständig zu. Beispielsweise behandeln wir jedes Jahr rund 200 Patienten mit einer Leberzirrhose – das war in einer Vergleichsstudie von großen Kliniken mit entsprechendem Schwerpunkt die mit Abstand höchste Zahl“, weiß Labenz. Dieser Wert sei noch vor einem Jahrzehnt undenkbar gewesen. „Leberzirrhose ist das Endstadium aller chronischen Leberkrankheiten und die neunthäufigste Todesursache.“ So weit muss es nach Meinung der Mediziner aber gar nicht kommen. „Die Leber wird nicht von jetzt auf gleich krank, sondern über Jahre hinweg“, sagt Professor Dr. Stephan Kanzler, Chefarzt im Leopoldina Krankenhaus Schweinfurt. Entscheidend sei, eine kranke Leber frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Angewiesen sind Ärzte dabei aber vor allem auf ihre aufmerksamen Patienten. Denn eine kranke Leber tue grundsätzlich nicht weh. „Müdigkeit, Abgeschlagenheit und ein Völlegefühl im Bauch können aber auf Lebererkrankungen hinweisen“, beschreibt Kanzler. Zur Früherkennung reiche bereits eine Blutuntersuchung beim Hausarzt aus. Wenn erforderlich, folgen eine Ultraschalluntersuchung und die Entnahme einer Gewebeprobe. Oftmals werden so eine Fettleber, Hepatitis oder auch die erblich bedingte Eisenspeicherkrankheit festgestellt. „Wird eine kranke Leber früh erkannt, können Komplikationen wie Wassereinlagerungen im Bauch oder Krampfadern der Speiseröhre verhindert werden“, schildert Kanzler. Beides sind Folgen einer Leberzirrhose, bei der gesundes Lebergewebe durch Narben ersetzt wird. „Das Organ kann seine Aufgaben nicht mehr erfüllen“, sagt Labenz. Dies sei insbesondere bei der Leber dramatisch, denn sie sorgt unter anderem für die Blutgerinnung, bekämpft Infektionen und entgiftet den Körper. „Aber auch mit einer Leberzirrhose können Betroffene leben“, attestiert Labenz. Die Leber verzeihe viel und könne sich in bestimmtem Maß regenerieren. „Darüber hinaus ermöglicht die moderne Medizin, Folgeerkrankungen einer Leberzirrhose durch Medikamente oder im Rahmen einer Spiegelung der Speiseröhre zu behandeln. Ergänzt werden diese Therapien durch radiologische Verfahren, beispielsweise zur Tumorbehandlung. Chefarzt Dr. Michael El-Sheik (Radiologisches Zentrum Diakonie Klinikum) erklärt, dass Tumorgewebe durch Hitze oder durch eine sogenannte Chemoembolisation zerstört werden kann. „Bei diesem Verfahren wird das Chemo-Medikament mit einem Katheter direkt in den Tumor eingebracht“, so der Chef-Radiologe. Dies habe Vorteile für den Patienten: „Im Gegensatz zu einer Chemotherapie über die Vene wirkt das Medikament nahezu ausschließlich im Tumor und nicht im gesamten Körper.“ Darüber hinaus könne es höher dosiert werden. „In der Radiologie gibt es heute eine Reihe an Behandlungsmethoden, die aber immer im Kontext aller Verfahren zu sehen sind“, verdeutlicht El-Sheik. Entscheidend sei, im Austausch mit Internisten, Chirurgen und Pathologen die bestmögliche Therapie für den Patienten zu finden. So können von den Radiologen des Diakonie Klinikums auch künstliche Umgehungskreisläufe (TIPSS) in der Leber angelegt werden. Damit stehen den Menschen der Region im Bedarfsfall alle modernen Verfahren zur Verfügung, die vor nicht allzu langer Zeit auf einzelne Universitätskliniken beschränkt waren.
Quelle: Diakonie