Beim Siegener Forum Soziales in der Martinikirche wurde Bedeutung der Barmer Theologischen Erklärung diskutiert
Dass Schriftstücke aus längst vergangenen Tagen noch immer aktuell sind, beweist die Barmer Theologische Erklärung: „Sie fordert auch heute Kirche, Staat und Gesellschaft zu verantwortlichem Handeln auf“, sagte Professor Dr. Georg Plasger beim Siegener Forum Soziales in der Martinikirche. Der Theologe von der Universität Siegen ging anlässlich des 80. Jubiläums der Barmer Theologischen Erklärung auf deren aktuelle politische Relevanz ein. Siegens Stadtbürgermeister Steffen Mues befürwortete die Themenwahl für die Veranstaltung der Diakonie in Südwestfalen: „Ich finde es wichtig, dass sich Kirche und Diakonie in politische Entwicklungen einmischen.“ Die Barmer Erklärung zeuge von dem Mut der Christen, sich auch in schweren Zeiten für ihre Überzeugung einzusetzen.
Mit der Barmer Theologischen Erklärung wehrte sich die sogenannte Bekennende Kirche 1934 gegen Machtansprüche der nationalsozialistischen Diktatur an die Ev. Kirche. Denn eine weitere protestantische Gruppierung – die Deutschen Christen – wollten den evangelischen Glauben an die nationalsozialistische Ideologie angleichen. Unter anderem planten sie, einen Arierparagraphen in die Kirchenverfassung aufzunehmen, um Christen jüdischer Herkunft von arischen Christen zu trennen. Verfasst wurde die Erklärung während der ersten Bekenntnissynode in Wuppertal-Barmen. „Sie fordert Kirche und Staat auf, nach Menschenfreundlichkeit und Gerechtigkeit zu suchen“, erklärte Professor Plasger. Was dies bedeutet, diskutierten im Anschluss an den Vortrag der Superintendent Peter Thomas Stuberg vom Ev. Kirchenkreis Siegen, Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng, IHK-Geschäftsführer Klaus Gräbener und Horst Löwenberg, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Siegen-Olpe. Klaus Gräbener erwartet beispielsweise klare Worte von der Ev. Kirche: „Es ist gut, mit einer identischen Botschaft unterwegs zu sein.“ Man solle sich klar zu Themen positionieren und diese Meinung durchhalten. Ute Waffenschmidt-Leng kritisierte in diesem Zusammenhang die Ökonomisierung des Gesundheits- und Bildungswesens. „Diese Bereiche sind Menschenrecht, dafür muss auch der Staat sorgen.“
Quelle: Diakonie