Neben der Aortenklappenverengung (Aortenklappenstenose) zählt die Mitralklappenundichtigkeit (Mitralklappeninsuffizenz) zu den häufigsten Herzklappenfehlern. Über die Mitralklappe wird der Blutfluss aus den Lungen über die linke Vorkammer in die linke Hauptkammer und dann in die Organe des Körpers kontrolliert. Schließt die Mitralklappe nicht richtig, so fließt das Blut zurück in die linke Vorkammer und in die Lunge. Um eine ausreichende Blutversorgung der Organe gewährleisten zu können, muss das Herz deutlich stärker pumpen. Die höhere Belastung führt häufig zu einer Schädigung des Herzmuskels. Diese kann beim betroffenen Patienten zu Wassereinlagerungen, Luftnot, Müdigkeit und einer eingeschränkten Belastbarkeit führen. Um die Ursache dieser Symptome zu korrigieren, kann die defekte Mitralklappe durch einen herzchirurgischen Eingriff entweder ersetzt oder rekonstruiert werden. Doch nicht alle Patienten kommen für eine solche Operation in Betracht. Leidet der Betroffene aufgrund seiner Grunderkrankung zum Beispiel an einer stark eingeschränkten Pumpfunktion des Herzmuskels, sind die mit einer Operation verbundenen gesundheitlichen Risiken deutlich erhöht.
Klappensegel werden mit einem Clip verbunden
Für diese Patienten steht in der kardiologischen Klinik des Berufsgenossenschaftlichen Uniklinikums seit 2010 ein innovatives Verfahren zur Verfügung, mit dem auf schonende Weise der Defekt der geschädigten Mitralklappe behoben werden kann, das sogenannte MitraClip-System. Eine Öffnung des Brustkorbs und der Anschluss des Patienten an eine Herz-Lungenmaschine sind hier nicht erforderlich. Bei dem Verfahren wird ein Kathetersystem über die Leistenvene durch die Vorhofscheidewand hindurch bis zur undichten Mitralklappe geführt. An der Spitze des Katheters befindet sich ein Clip. Der Katheter wird unter kontinuierlicher Röntgen- und Ultraschallkontrolle zwischen den Mitralklappensegeln, die den Blutfluss regulieren, platziert. Die Klappensegel werden dann mit dem Katheter „eingefangen“ und mit dem Clip verbunden. Die Undichtigkeit wird auf diese Weise beseitigt oder zumindest deutlich verringert und die Regulierung des Blutflusses sowie die Belastung des Herzmuskels normalisieren sich.
Eingriff dauert 1,5 Stunden
„Unsere Erfahrungen mit dem Clipping-Verfahren sind sehr positiv“, so Prof. Dr. Andreas Mügge, Direktor der Kardiologie. „Die Symptomatik der Patienten verbessert sich in der Regel bereits unmittelbar nach dem Einsetzen des Clips und sie gewinnen dadurch ein großes Stück ihrer Lebensqualität zurück.“ Für die Durchführung des Eingriffs ist in der Regel ein einwöchiger Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich. Die Prozedur wird unter Vollnarkose im Katheterlabor durchgeführt und dauert in der Regel etwa 1,5 Stunden.
„Für Patienten, bei denen die medikamentöse Therapie ausgeschöpft ist und die aufgrund ihres Gesundheitszustand für eine konventionelle Operation nicht geeignet sind, stellt die Mitralklappenrekonstruktion per Katheter eine wirksame und vor allem schonende Behandlungsoption dar“, so Dr. Leif Bösche, Oberarzt der Kardiologischen Universitätsklinik.
Quelle: Universitätsklinikums St. Josef-Hospital Bochum