Seit dem Jahreswechsel bietet das Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum das Verfahren zur temporären mechanischen Unterstützung von Herz und Lunge mit sogenannten ECMO-Systemen an. Wie lebensrettend dieser Einsatz sein kann, hat die 20-jährige Stella Anders jüngst erlebt. Eigentlich wollte sie mit Freunden in den Urlaub nach Spanien, bevor im Oktober das Leben als Studentin der Kunstgeschichte losgehen sollte. Doch dann kam alles anders. Mit Schmerzen in den Flanken kam sie Ende Juli ins Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum. Innerhalb weniger Stunden verschlechterte sich ihr Zustand so dramatisch, dass sie auf die Intensivstation übernommen werden musste. Das Problem: eine Infektion. Stella Anders musste in eine tiefe Narkose versetzt und künstlich beatmet werden. Bereits wenige Stunden später war es den Intensivmedizinern dann kaum noch möglich, den Sauerstoffbedarf der Patientin mit herkömmlichen Beatmungstechniken zu sichern. Die junge Frau hatte ein schweres Lungenversagen, ein so genanntes ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome). Nur das zügige Anschließen an ein ECMO-Gerät, ermöglichte es den Spezialisten, das Leben der Patientin zu retten. Heute – nur wenige Wochen nach der Behandlung – kann die junge Frau ohne Einschränkung oder bleibende Schäden durchs Leben gehen. ECMO-Therapie steht für „Extrakorporale Membran-Oxygenierung“ und beschreibt eine besondere intensivmedizinische Technik, die nur in wenigen spezialisierten Zentren in Deutschland angeboten wird. Dabei übernimmt eine Herz-Lungen-Maschine teilweise oder vollständig die Atemfunktion des Patienten. Diese Therapie wird bei Patienten angewendet, deren Lungen schwerst geschädigt sind (ARDS) und die Versorgung der lebenswichtigen Organe mit Sauerstoff nicht mehr leisten können.
Zur Behandlung werden unter Narkose große Kanülen in zwei Blutgefäße eingebracht. Das ECMO-Gerät funktioniert dann wie eine künstliche Lunge außerhalb des Körpers. Es pumpt kontinuierlich Blut durch einen Membran-Oxygenator, der den Gasaustausch in der Lunge ersetzt. Hier wird das Blut von dem Kohlendioxid befreit und mit dem lebenswichtigen Sauerstoff angereichert. Das so aufbereitete Blut wird dann zum Patienten zurückgeführt. Es existieren verschiedene Formen der ECMO, wobei am Knappschaftskrankenhaus unter Leitung von Prof. Dr. Michael Adamzik (Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie) hauptsächlich die veno-venöse-ECMO angewendet wird, die bei schwerem Lungenversagen zur Anwendung kommt. Die ECMO-Therapie ist ein Verfahren im Grenzbereich des derzeit intensivmedizinisch Machbaren, für deren Einsatz viel Erfahrung vonnöten ist, die Prof. Dr. Michael Adamzik von seinem früheren Arbeitgeber, dem Universitätsklinikum Essen, mitbringt. Lange Jahre leitete er dort die Int nsivstation und war am Aufbau eines Zentrums für Lungenersatzverfahren und ECMO-Therapie maßgeblich beteiligt bevor er im Mai 2013 am Knappschaftskrankenhaus Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie wurde.
Trotz aller Expertise bleibt der Betrieb einer Herz-Lungen-Maschine ein aufwendiges und risikoreiches Verfahren. „Es muss eine eins-zu-eins-Betreuung gewährleistet sein, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. Erst so ist es uns möglich, auch den Patienten zu helfen, die mit herkömmlichen Beatmungstechniken an ihrem Lungenschaden verstorben wären“, erklärt Facharzt Helge Haberl, verantwortlich für das ECMO- und ARDS-Programm im Knappschaftskrankenhaus. Von dem Einsatz solcher ECMO-Systeme profitieren vor allem Patienten mit akutem Lungenversagen infolge einer Lungenentzündung. Auch Patienten mit einer Lungenschädigung nach einem schweren Unfall, einer Rauchvergiftung oder infolge eines Ertrinkungsunfalls kann durch den Einsatz dieses Lungenersatzverfahrens geholfen werden. Die anästhesiologische Abteilung des Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum übernimmt Patienten mit akutem Lungenversagen aus den umliegenden Kliniken. Dafür fliegt ein ECMO-Team aus Bochum-Langendreer mit einem Rettung hubschrauber zu den entsprechenden Krankenhäusern, schließt den Patienten direkt vor Ort an die Herz-Lungen Maschine an und übernimmt ihn anschließend auf die Intensivstation im Knappschaftskrankenhaus zur weiteren Versorgung.
Text und Bild: Knappschaftskrankenhaus Bochum