In Deutschland leiden schon heute etwa eine Million Menschen an Demenz, einer degenerativen Hirnerkrankung, die vor allem im Alter auftritt und zu starken Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit führt. Wird die Erkrankung früh genug erkannt, lassen sich Symptome oft noch lindern und der Verlauf der Erkrankung verlangsamen.
Wieder einmal hat man einen Termin verschwitzt oder kann sich partout nicht an einen Namen erinnern. Kommt das gelegentlich vor, besteht kein Grund zur Sorge. Doch ab dem 60. Lebensjahr ist Vorsicht geboten. „Wer bei sich oder einem Angehörigen deutliche Einbußen der Gedächtnis- und Konzentrationsleistung bemerkt, sollte Demenz als Ursache in Betracht ziehen“, sagt Priv.-Doz. Dr. Horst Gerhard, Chefarzt der Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie am Philippusstift.
Mit dem Fortschreiten der Krankheit wird der Alltag schwieriger. Bei Alzheimer, der mit rund 700.000 Betroffenen häufigsten Form von Demenz, fühlen sich Betroffene von einfachsten Handlungen, wie beispielsweise dem Schuhebinden, überfordert und zeigen sich verwirrt in ihrem Zeit- und Raumempfinden. „Den kognitiven Störungen können Stimmungs- und Gefühlsschwankungen, Depressivität sowie Beeinträchtigungen im Schlaf- oder Essverhalten vorausgehen. Auch Halluzinationen sind möglich“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Gerhard.
Eine frühe Diagnose hilft
Generell gilt: Je früher eine Demenzerkrankung erkannt wird, umso erfolgversprechender ist die Behandlung. „Für eine eindeutige klinische Diagnose führen wir umfangreiche neurologische, psychiatrische und psychologische Untersuchungen durch“, sagt Priv.-Doz. Dr. Gerhard. Alzheimer gehört zu den sogenannten kortikalen Demenzen, bei denen die Schädigung innerhalb der Großhirnrinde auftritt. Heilbar ist die Krankheit nicht, doch lassen sich im Anfangsstadium Symptome wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen durch Medikamente, sogenannte Cholinesterasehemmer, lindern. Zudem verlangsamen sie das Fortschreiten der Erkrankung. Auch Begleitsymptome wie Depressionen werden medikamentös behandelt.
Ebenso wichtig und effektiv sind die psychosoziale Betreuung der Patienten sowie Physiotherapie und Kognitionstraining zum Erhalt eigener Fähigkeiten. „Alltagsabläufe sollten mit den Patienten eingeübt werden, damit sie so lange wie möglich selbstständig bleiben“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Gerhard. Als Grundsatz gilt: Der Patient soll das trainieren, was er noch kann und gerne macht. Der Umgang mit Demenzkranken erfordert viel Geduld und Einfühlungsvermögen, die psychosoziale Betreuung ist wichtig. Deshalb hat Priv.-Doz. Dr. Gerhard gemeinsam mit Prof. Hans-Georg Krengel, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin am Marienhospital Altenessen des Katholischen Klinikums Essen, Vorträge gehalten, in denen Diagnose- und Behandlungsmethoden dargestellt und erste Hinweise auf die besonderen Anforderungen im Umgang mit demenziell erkrankten Patienten und ihren Angehörigen gegeben wurden.
„Angehörige können viel tun, um Demenzkranken die Situation zu erleichtern. Oft wissen sie nur nicht wie. So ist es zum Beispiel sinnvoll, den Kranken immer wieder an seine Fähigkeiten zu erinnern und ihn zu motivieren, diese zu nutzen“, so Priv.-Doz. Dr. Gerhard.
Autor: Christian Kreuzberg
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