Bereits zum dritten Mal findet in Siegen der Gesundheitspolitische Aschermittwoch statt. Erstmalig sind hierbei alle sechs Krankenhausträger Siegen-Wittgensteins vertreten. Bei der Veranstaltung im St. Marien-Krankenhaus Siegen treffen sich deren Geschäftsführungen mit den heimischen Bundes- und Landtagsabgeordneten. Es ist die größte politische Plattform für Themen der stationären medizinischen Versorgung in Südwestfalen.
Die Kliniken in Siegen-Wittgenstein stellen die stationäre medizinische Versorgung für etwa 300.000 Bürgerinnen und Bürger der Region sicher. Die Lage im Dreiländereck von Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz bewirkt, dass zusätzlich weitere 25 Prozent der Patienten aus angrenzenden Regionen kommen. Die Häuser beschäftigen circa 7.000 Menschen und erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von etwa einer halben Milliarden Euro.
Auf der Agenda des Siegener Gesundheitspolitischen Aschermittwochs stehen:
- Grundlegendes zur Krankenhausreform
- Stand der Krankenhausplanung NRW
- Südwestfalen-Studie der Uni Siegen
- Ergebnisse der Strukturgespräche in Siegen-Wittgenstein
„Mit diesen Schwerpunkt-Themen des Gesundheitspolitischen Aschermittwochs soll die Politik und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht werden, dass im Interesse aller die Zukunft der anerkannten, hochwertigen Krankenhausmedizin durch faire Rahmenbedingungen gesichert werden muss“, fasst Hans-Jürgen Winkelmann die Stimmung der Geschäftsführer zusammen. Dies gelte insbesondere angesichts der vor den Kliniken liegenden Krankenhausreform und der durch den Landeskrankenhausplan angestoßenen Strukturreform.
Über 40 Prozent der deutschen Kliniken haben im Jahr 2014 ein negatives Ergebnis erzielt; ein Trend, der auch in Siegen-Wittgenstein seine Entsprechung findet. Erschwerend kommt hierzulande hinzu, dass die Leistungen im Vergleich zu Kliniken in Rheinland-Pfalz höchst unterschiedlich vergütet werden – für die gleiche Behandlung bekommt ein Krankenhaus jenseits der nahen Landesgrenze 7 Prozent mehr. Auch beim Thema Investitionen ist Nordrhein-Westfalen klarer Absteiger in Deutschland.
„Wir möchten den Akteuren in Land und Bund aufzeigen, dass wir ein wesentlicher Pfeiler für die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Siegen-Wittgenstein sind“, so die Geschäftsführer. Dies belege auch die aktuelle Studie des SMI der Universität Siegen. „Als solcher wünschen wir uns Unterstützung bei der Bewältigung der strukturellen Herausforderungen.“ Gleichzeitig wolle man auch zeigen, welchen Einsatz für Strukturreformen die Kliniken bereits heute schon brächten. Die Manager verweisen dabei auf die Strukturgespräche der Häuser, die kurz vor einem Abschluss stehen.
Folgende vorläufige Ergebnisse können die Geschäftsführer hierzu bereits zum Gesundheitspolitischen Aschermittwoch präsentieren:
- Einigung zum geforderten Bettenabbau gemäß Krankenhaus-Rahmenplan NRW 2015 in allen relevanten medizinischen Disziplinen.
- Vertragliche Fixierung einer Einigung zum geriatrischen Versorgungsverbund Siegen-Wittgenstein (Regelung der Versorgungsstufen in der Altersmedizin).
- Absprachen zu einem Psychiatrie-Konzept unter Einbezug des Kreises Olpe für das gesamte Versorgungsgebiet 16.
- Sondierung der Möglichkeiten für die zukünftige Perinatalversorgung in Siegen-Wittgenstein.
Die abschließende Einigung und die Erstellung eines regionalen Versorgungskonzeptes wird Ende März 2015 erwartet. Danach erfolgt die Weiterleitung an die Krankenkassen und das Gesundheitsministerium.
„Unsere Einigung wird ein klares Signal für die Bevölkerung in unserer Region sein. Sie unterstreicht, dass die Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung unter den gegebenen Rahmenbedingungen ein ständiger Prozess ist, der nur gemeinsam erfolgreich gelöst werden kann“, betonen die Geschäftsführer.
Doch ist auch nach der erzielten Einigung der Prozess nicht abgeschlossen. Die Kliniken in Siegen-Wittgenstein möchten daher mit dem 3. Siegener Gesundheitspolitischen Aschermittwoch verstärkt in die öffentliche Diskussion einsteigen. Die Krankenhausträger der Region appellieren dabei nachdrücklich an die Politiker auf allen Ebenen, schnell aktiv zu werden: „Gesundreden hilft hier nicht! Für die neue Krankenhausreform darf die Basis nicht Misstrauen sein, sondern die Anerkennung der bereits heute außergewöhnlich hohen Leistungsbereitschaft der Krankenhäuser und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
Foto/Text: Gerd Braas