Die Macht der positiven Gedanken

Man Taking Pill Out From Blister Pack

Patienten erwarten von einem teuren Medikament eine bessere Wirkung als von einem billigen. Tatsächlich steigert diese Erwartung den Behandlungserfolg. Diesen Zusammenhang belegt eine aktuelle Studie mit Parkinson-Patienten, bei der allerdings keine echten Medikamente verabreicht wurden, sondern lediglich Scheinmedikamente (Placebos).

In der Studie, die in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht wurde, hatten zwölf Patienten im mittleren bis fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Krankheit jeweils eine Kochsalzlösung injiziert bekommen. Während man der einen Hälfte der freiwilligen Studienteilnehmer sagte, ihr Medikament würde 1500 Dollar kosten und damit entsprechende Erwartungen weckte, bekamen die anderen Patienten angeblich eine nur 100 Dollar teure Injektion.

„Obwohl beide Placebos die motorischen Funktionen verbesserten, war der Nutzen größer, wenn die Patienten zuerst das teure Scheinmedikament bekamen“, berichten die Wissenschaftler um Dr. Alberto J. Espay vom Neurowissenschaftlichen Institut der Universität Cincinnati (USA). Im Vergleich zum echten Standardwirkstoff Levadopa schnitten beide Placebos zwar schlechter ab. Die Überlegenheit von „teurem“ gegenüber „billigem“ Placebo war jedoch ähnlich groß wie die Überlegenheit von Levadopa gegenüber dem teuren Placebo.

Placebo verbessert Beweglichkeit und Hirnaktivität

Unter dem angeblich teuren Placebo hatten sich die motorischen Fähigkeiten der Patienten um 28 Prozent verbessert, unter dem angeblich billigeren Scheinmedikament um nur 13 Prozent. Die ebenfalls in der Studie angefertigten Bilder der Hirnaktivität – gemessen mithilfe der funktionellen Kernspinresonanz – zeigten für beide Placebo-Injektionen sogar ähnliche Effekte wie für den echten Parkinson-Wirkstoff. Dem Placebo-Effekt liegen messbare körperliche Vorgänge zugrunde. Bei manchen Therapien ist der Placebo-Effekt sogar noch größer als der Effekt durch das echte Medikament.

Teure Arzneien wecken positive Erwartungen

Weil Espay und Kollegen die freiwilligen Studienteilnehmer für ihr Experiment täuschen mussten, hatte eine Ethikkommission strenge Vorgaben gemacht, um Nachteile für die Patienten auszuschließen. Als man ihnen nach Abschluss des Experiments die Wahrheit sagte, berichteten acht der Teilnehmer, dass sie wirklich größere Erwartungen an die teure Arznei gehabt hatten. Tatsächlich waren in dieser Gruppe sehr deutliche Besserungen zu verzeichnen. Bei den anderen vier Teilnehmern dagegen, die keinen Unterschied zwischen teuren und billigen Arzneien erwartet hatten, registrierten die Forscher kaum positive Auswirkungen.

Motivation kann heilen helfen

Experten gehen davon aus, dass die Schlussfolgerung der Studie nicht nur für Parkinson-Patienten gilt, sondern für andere Therapien verallgemeinert werden kann. Aus der Forschung an Nachahmerpräparaten (Generika) sei bereits bekannt, dass Erwartungseffekte eine große Rolle spielen. In einer anderen Studie mit einem Allergiemittel habe man festgestellt, dass dessen Wirksamkeit ebenfalls durch gezielte positive Botschaften verstärkt wurde.

Text: Christian Kreuzberg / DGN
Foto:© apops – Fotolia.com

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