Kinderchirurgen der Kinderklinik weisen zum Tag der Kindersicherheit auf richtigen Umgang mit Tieren hin Kinder und Tiere – ein hoch emotionales Thema. Insbesondere Hunde und Katzen leben seit vielen Jahrhunderten mit uns Menschen zusammen, früher als Jagdgefährte, heute als Familienmitglied. Mit ihnen kann man spielen, schmusen und herumtollen. Doch so mancher musste in jungen Jahren auch schon mal schlechte Erfahrungen machen.
Der Tag der Kindersicherheit am 10.06.2015 steht unter dem Motto: „Kinder und Tiere. Sicher geht das!“ Ein guter Anlass für den Chefarzt der Kinderchirurgie der DRK-Kinderklinik, Dr. Stefan Beyerlein, zudiesem Thema auf ein paar wichtige Punkte hinzuweisen. Denn Bisswunden oder tiefe Kratzer von Tieren gehören zu Verletzungen, mit denen Kinder in der chirurgischen Ambulanz auf dem Wellersbergregelmäßig vorgestellt werden und entsprechend versorgt werden müssen.
„Biss- oder Kratzwunden sind keine harmlosen Verletzungen, sondern sie sollten immer ärztlich versorgt werden. Da sich bis zu 30% der Bisswunden im Verlauf infizieren, sind bei der Wundversorgung eine sorgfältige Desinfektion und die Gabe von Antibiotika wichtig. Sonst kann es gerade bei Wunden im Gesicht zu gefährlichen Infektionen und unschönen Narben kommen. Ebenfalls muss immer der Impfschutz des Patienten und des Tieres geprüft werden.“ so Chefarzt Dr. Stefan Beyerlein. „Aus unserer Sicht ebenso wichtig ist, dass es dank sinnvoller Aufklärung erst gar nicht zu einer solchen Verletzung kommen zu lassen. Daher möchten wir den Tag der Kindersicherheit dieses Jahr nutzen, um eine Tipps im Umgang mit Hunden zu geben.“
Auch wenn Hunde sich den menschlichen Gewohnheiten gut angepasst haben, viele Kommandos und spezielle Gesten verstehen, bleiben sieLebewesen, die nach tierischen Mustern handeln. Dazu gehören auch Schutz- und Verteidigungsverhalten oder ein Jagdtrieb. So bewachen sieihr Revier, ihre Familie oder einfach nur ihr Fressen, manchmal kämpfen sie aber auch und versuchen, ihre Position zu klären.In Deutschland werden rund 10.000 Kinder pro Jahr von einem Hund gebissen, darunter zum großen Teil Kleinkinder. Aufgrund der Größenverhältnissevon Kind und Hund treten diese Verletzungen gehäuft im Kopf und Halsbereich der Kinder auf. Neben dem Biss kann aber auch das Anspringen oder Umrennen, durchaus beim gemeinsamenSpiel, schon zu ernsthaften Verletzungen führen. Was genau sollte man im Umgang mit Hunden beachten?Lassen Sie (kleine) Kinder mit Hunden grundsätzlich nie alleine! Erklären Sie Ihren Kindern, dass Hunde zwar gewisse Kommandos verstehen, aber dennoch sehr impulsiv und instinktiv reagieren. Und da Hunde vomWolf abstammen, haben manche von ihnen auch heutzutage noch einen ausgeprägten Jagdsinn. Hektische Bewegungen, Laufen, Springen und Schreien regen Hunde an, sei es auch nur zum intensiven Spiel. Auch gilt es, die „persönlichen“ Bereiche des Hundes klar zu respektieren.
Folgende Regeln sollten Kinder im Umgang mit Tieren auf jeden Fall kennen und einhalten:
Annäherung
- Vor der Annäherung immer den Besitzer fragen
- Vorsichtig von vorne nähern und an der Hand schnuppern lassen
- Keine hektischen Bewegungen machen
- Sich nie von hinten nähern oder gar anfassen, ohne dass der Hund einen wahrgenommen hat
Kontakt und Spiel
- Das Tier niemals ärgern oder quälen
- Es nicht ziehen, zerren oder gar anschreien
- Ungestümes Spielen und Toben lieber sein lassen
- Sich nicht anspringen lassen, sondern abdrehen und dies unterbinden
Verhalten des Hundes einschätzen
- Bei Knurren und Bellen sofort Abstand halten
- Bei gesträubten Haaren im Nacken und Zähne zeigen jeglichen Kontakt vermeiden
- Aggressiven Hunden nicht in die Augen schauen
Bereiche respektieren
- Den Hund niemals beim Fressen stören
- Ihm kein Spielzeug wegnehmen
- Von Hündinnen mit Welpen Abstand halten
- Nicht in eine Rauferei von mehreren Hunden eingreifen
- Niemals vor dem Hund weglaufen, sondern stehen bleiben („wie ein Baum“) und den Hund nicht anschauen.
Mit Hilfe dieser wenigen Verhaltensregeln können Verletzungen häufig vermieden werden und so können Sie und Ihre Kinder die positiven Effekte, die Hunde für eine ganze Familie haben, in vollen Zügen
genießen. Denn Hunde animieren zur täglichen Bewegung, versprühen positive Lebensenergie und freuen sich immer wieder aufs Neue, wenn ihre Besitzer sich mit ihnen beschäftigen.
Wenn der Hund dennoch zuschnappt, ist es wichtig möglichst still zu bleiben und nicht fortzulaufen. Bieten Sie ein anderes Objekt an, mit dem sich der Hund „beschäftigt“, um vom Kind abzulenken.Wenn eine Verletzung vorliegt, sollte man auf jeden Fall den Kinderarzt oder die Notfallambulanz aufsuchen, um die Wunde versorgen und den Impfschutz prüfen lassen.
In der DRK-Kinderklinik Siegen werden übrigens seit Jahren sowohl in der Kinder- und Jugendpsychiatrie als auch in der kinderinsel speziell ausgebildete Therapiehunde eingesetzt, die mit den entsprechenden Therapeuten konkret mit dem Patienten „arbeiten“.
Quelle/Foto: DRK Kinderklinik Siegen