Weniger Demenz dank Uni?

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Schützt Bildung vor Demenz?

Wirkt sich die Universität auf Siegen aus? Folgt man einer amerikanischen Studie, so lautet die Antwort: ja. Die Lebenserwartung von Menschen, die an einer frontotemporalen Demenz erkrankt sind, hängt nach dieser unter anderem von der beruflichen Tätigkeit der Betroffenen ab: Patienten mit hoch qualifizierten Berufen überleben nach der Diagnose um bis zu drei Jahre länger als Menschen mit weniger qualifizierter Tätigkeit.

Die frontotemporale Demenz (FTD) wird ebenso wie die häufiger auftretende Alzheimer-Demenz durch den Untergang von Nervenzellen des Gehirns ausgelöst. Betroffen sind vor allem das Stirnhirn und der Schläfenlappen, was Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens sowie zu Sprachstörungen hervorruft. Leider gibt es aktuell keine gezielten Therapiemöglichkeiten. Von Alzheimer-Medikamenten profitieren Patienten mit einer frontotemporale Demenz nicht, und sie erkranken durchschnittlich auch deutlich früher. Mit 50 bis 60 Jahren sind sie noch im beruflich aktiven Alter. Es wird geschätzt, dass bis zu 9 Prozent der rund 1,4 Millionen Demenzkranken in Deutschland an der frontotemporale Demenz leiden; das entspricht mindestens 42.000 Menschen.

Geistig anspruchsvolle Berufe könnten das Überleben verlängern
Die aktuelle Studie zeigt erstmals, dass der berufliche Status die Lebenserwartung von Patienten mit frontotemporaler Demenz nach Diagnosestellung möglicherweise signifikant positiv beeinflusst, heißt es von der Fachgesellschaft DGN.  
Dr. Lauren Massimo von der Universität Pennsylvania in Philadelphia hat mit Kollegen untersucht, ob geistig anspruchsvolle Berufe die Überlebensdauer nach der Diagnose der Krankheit verlängern können. Sie verglich dazu die Krankenakten und die Biografien von 83 Personen, die entweder an der Alzheimer-Krankheit verstorben waren oder an einer frontotemporalen Demenz. Beruflicher Erfolg wurde klassifiziert anhand des erreichten Beschäftigungsstatus, also ob jemand als Arbeiter, Handwerker oder Verkäufer oder aber als Anwalt, Arzt oder Ingenieur arbeitet.

 Durchschnittlich überlebten die Patienten mit frontotemporaler Demenz etwa sieben Jahre (81 Monate), nachdem Angehörige bei ihnen erstmals ein dauerhaft ungewöhnliches Verhalten beobachtet hatten. In der Gruppe mit dem niedrigsten Beschäftigungsstatus waren es jedoch durchschnittlich nur 72 Monate und in der am höchsten qualifizierten Gruppe waren es 116 Monate. Patienten mit hoch qualifizierter Tätigkeit überlebten damit bis zu drei Jahre länger als Patienten mit weniger anspruchsvollen Berufen. Erklärt ist nicht, weshalb diese Beziehung für die Alzheimer-Erkrankung in der Studie nicht nachgewiesen werden konnte.

Kognitive Reserve im Gehirn schützt vor Demenz
Die Ergebnisse der Studie sind in Einklang mit früheren Arbeiten, die gezeigt haben, dass Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau ein höheres Risiko haben, an der Alzheimer-Krankheit zu erkranken, und dass diese Patienten dann schneller ihre geistigen Fähigkeiten verlieren. Möglicherweise führt eine berufslebenslange geistig stimulierende und fordernde Betätigung zur Ausbildung einer echten kognitiven Reserve des Gehirns, vermuten Experten der DGN. Als kognitive Reserve bezeichnen sie die Fähigkeit des Gehirns, den durch eine neurodegenerative Erkrankung verursachten Zellenabbau auszugleichen und damit die geistige Leistungsfähigkeit trotz Fortschreiten der Erkrankung lange Zeit aufrechtzuerhalten. Vereinfacht gesagt: Wer ein am Campus Reichwein gut trainiertes Gehirn hat, dem schadet es weniger, wenn kleine Teile des Gehirns nicht mehr so funktionstüchtig sind. Natürlich könnte der Schutzeffekt auch darauf beruhen, dass beruflich erfolgreiche Menschen meist auch wirtschaftlich besser gestellt sind, sich damit bessere Ärzte und einen gesünderen Lebensstil leisten können und mehr Unterstützung durch ihr soziales Umfeld erfahren.

 

Text: Christian Kreuzberg / DGN
Bild: Fotolia.com

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