Kreisklinikum Siegen kann Rezertifizierung als Traumazentrum für die Region erfolgreich abschließen
2012 hat die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie erstmals das Siegener Kreisklinikum durch eine Zertifizierung als „regionales Traumazentrum“ zur Versorgung von schwer verletzten Unfallopfern ausgezeichnet. Mitte 2015 konnten Chefarzt Dr. Michael Palm und Oberarzt Dr. Michael Pausch mit ihrer Klinik für Unfall-, Hand- und Orthopädische Chirurgie nun die erneute Zertifizierung trotz verschärfter Anforderungen durch die Gesellschaft mit einem noch besseren Feedback erreichen. Sowohl die Synergieeffekte nach der Zusammenlegung von Stadtkrankenhaus und Kreisklinikum am Standort Weidenau als auch viele Bemühungen der weiteren Verbesserung der Bedingungen zeigten sehr positive Auswirkungen auf die Versorgungsqualität von polytraumatisierten, also lebensbedrohlich verletzten Patienten. Dazu ebenfalls beigetragen hat die nochmals intensivierte Ausbildungsstruktur in dem Bereich der Unfallchirurgie, von der die Mitarbeiter in allen beteiligten Bereichen ebenfalls profitiert haben und die so auch den Patienten zugutekommt.
Das Kreisklinikum Siegen ist als zertifiziertes regionales Traumazentrum landesübergreifend dem Traumanetzwerk Mittelhessen angeschlossen. Dadurch kann eine schwer verunfallte Person je nach Verletzungsmuster der Klinik mit den optimal vorhandenen Versorgungsmöglichkeiten zugewiesen werden. Das Kreisklinikum steht damit lokalen Traumazentren, also kleineren umliegenden Krankenhäusern der Region, als Ansprechpartner und weiterbehandelndes Haus zur Verfügung. Durch die Kooperation mit der Universitätsklinik Marburg werden zudem regelmäßige regionale Weiterbildungen der Ärzte und ein entsprechender überregionaler Erfahrungsaustausch immer wieder aufs Neue ermöglicht.
„Wir freuen uns sehr, den erneut gestiegenen Anforderungen der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie gerecht geworden zu sein. Das zeigt, dass unsere Arbeit hier in Weidenau mit Schwerstverletzten nach Unfällen einen wichtigen Beitrag für die medizinische Versorgungsqualität in Siegen-Wittgenstein und darüber hinaus leistet. Das seit Jahren bewerte Ausbildungskonzept verbunden einem erfahrenen interdisziplinären Team erfährt durch dieses Zertifikat natürlich auch eine Anerkennung“, so Chefarzt Dr. Palm. Auch Verwaltungsleiter Christian Lohmann freut sich für seine Mitarbeiter und das gesamte Klinikum über die erneut ausgesprochene Zertifizierung, die letztendlich vielen der über 21.000 stationären Patienten pro Jahr hilft.
Exkurs Versorgung von Schwerstunfällen: Die Prozesskette beginnt mit der Ankündigung eines Unfallverletzten von der Leitstelle der Rettungsdienste. Ein festes Team aus Ärzten, Pflegern, Schwestern und Assistenten wird zentral alarmiert und bereitet sich im Schockraum auf die Ankunft des Patienten vor. Gleichzeitig werden im Operationssaal OP-Kapazitäten geschaffen und der Computertomograph (CT) frei gehalten.
Der Patient wird entweder mit dem Notarztwagen oder per Rettungshubschrauber in das Klinikum nach Weidenau verbracht. Im Schockraum erfolgt die Übergabe an das Traumateam, „dirigiert“ durch den diensthabenden Oberarzt der Unfallchirurgie. In diesem Moment beginnt die Verantwortung des Kreisklinikums – und ein ausgeklügelter, bis ins letzte Detail geregelter Ablauf.
Nach Vorgaben der ATLS® erfolgt das systematische Abarbeiten einer Checkliste, wie es sich bereits seit Jahren bewährt hat. Erster entscheidender Punkt ist die Überprüfung der Atmung und der Atemwege durch das Team der Anästhesie am Kopf des Patienten. Fast zeitgleich erfolgt die Untersuchung des Patienten mittels Ultraschall durch den Unfallchirurgen auf innere Blutungen, eine der Haupttodesursachen für Trauma-Patienten. Sind die Atemwege frei, funktioniert die Atmung, funktioniert der Blutkreislauf, kann der Patient alles bewegen? Sind Knochenbrüche offensichtlich? Lebensbedrohliche Verletzungen, beispielsweise der Lunge werden sofort versorgt. Blut wird abgenommen und Blutkonserven bereitgestellt. Sobald als möglich erfolgt dann die Untersuchung des gesamten Patienten im CT. Je nach Verletzungsmuster wird der Patient dann in den Operationssaal oder auf die Intensivstation verbracht. In Ausnahmefällen, beispielsweise bei Brandverletzten, wird der Patient stabilisiert und in eine Spezialklinik verlegt.
Quelle: Kreisklinikum Siegen