Kliniken in Siegen-Wittgenstein brauchen eine nachhaltige Investitionsförderung durch das Land
Auf einer Pressekonferenz stellen am vergangenen Donnerstag das Diakonie Klinikum Siegen, das Kreisklinikum Siegen, das St. Marien-Krankenhaus Siegen und die DRK-Kinderklinik die regionalen Ergebnisse des Investitionsbarometers 2016 vor. Die Kliniken sichern die stationäre medizinische Versorgung für etwa 300.000 Bürger der Region. Sie beschäftigen circa 6.000 Menschen und erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von etwa 400 Millionen Euro.
Die Geschäftsführer der Krankenhausträger betonten bei der Konferenz, dass mit dem im vergangenen Jahr verabschiedeten Krankenhausstrukturgesetz die Finanzierung der laufenden Kosten der Krankenhäuser auf eine verbesserte Grundlage gestellt und ein wichtiger Beitrag zur weiteren Steigerung der Versorgungsqualität geleistet werde. Doch bliebe die unzureichende Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser durch die Länder weiterhin ungelöst.
„Die Siegerländer Krankenhäuser brauchen vom Land die wirtschaftlich erforderlichen Fördermittel zur Schließung der Förderlücke“, fordert Hans-Jürgen Winkelmann, Geschäftsführer des St. Marien-Krankenhauses Siegen. „Ohne Frage haben Staat und unsere Krankenhäuser in Siegen-Wittgenstein in der Vergangenheit gemeinsam viel erreicht“, ergänzt Bertram Müller, Geschäftsführer des Kreisklinikums Siegen. „Man kann sagen, die Investitionen der Vergangenheit in moderne Infrastrukturen haben die medizinische Versorgung auch in unseren Krankenhäusern revolutioniert.“ Gerade in den letzten Jahren seinen hierzu erhebliche Anstrengungen unternommen worden. „Wer die Entwicklung der Krankenhäuser hierzulande beobachtet, weiß: präzise, digitalisierte und bildgebende Diagnoseverfahren, minimal-invasive Eingriffe oder spezialisierte Einheiten – etwa zur Herzinfarkt- oder Frühgeborenen-Versorgung – all dies wurde in den letzten Jahren in unserer Region realisiert“, sagt Hubert Becher, Geschäftsführer des Diakonie Klinikums Siegen. „Unsere Krankenhäuser bieten heute für alle Altersstufen eine hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung an – doch das wird ohne die notwendigen Investitionen nicht so bleiben“, erklärt Stefanie Wied, Geschäftsführerin der DRK-Kinderklinik Siegen.
Winkelmann hebt hervor, dass sich vor diesem Hintergrund die nordrhein-westfälischen Krankenhäuser unter Beteiligung der Klinken aus Siegen-Wittgenstein zu einem „Bündnis für gesunde Krankenhäuser – Investieren aus Verantwortung“ zusammengeschlossen haben. Das Ziel des Bündnisses sei, das gesetzlich zur Investitionsförderung der Krankenhäuser verpflichtete Land und die Öffentlichkeit über die Situation in den Krankenhäusern in NRW im Hinblick auf die Investitionsfinanzierung aufmerksam zu machen, um die nachweislich notwendigen Fördermittel zu erhalten.
Im Rahmen dieses Bündnisses hat die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW) das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) damit beauftragt, erstmals flächendeckend — bis auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte — ein Investitionsbarometer zur konkreten Investitionssituation der nordrhein-westfälischen Krankenhäuser zu erstellen. Die Ergebnisse geben erstmals Auskunft über die Förderlücken, den Bedarf und die volkswirtschaftliche Bedeutung der Krankenhäuser in Siegen-Wittgenstein und ihre Zukunft mit Blick auf die medizinische Versorgung.
Die Studie belegt eindrücklich, dass die nordrheinwestfälischen Krankenhäuser strukturell unterfinanziert sind. 500 Millionen Euro investierte das Land 2014 in die Infrastruktur und Technik seiner Kliniken. Der tatsächliche Investitionsstau aber liegt jährlich bei 1,5 Milliarden Euro. Im Ergebnis beträgt die Förderlücke damit 1 Milliarde Euro. Somit stammen 2/3 der dringend notwendigen Investitionen aus anderen Töpfen oder werden schlimmstenfalls unterlassen. Aus Siegen-Wittgenstein haben sechs Krankenhäuser an der Studie teilgenommen. Ihr jährlicher Investitionsbedarf beläuft sich auf 34,1 Millionen Euro. Doch nur 10,3 Millionen Euro Fördermittel des Landes standen 2014 bereit.
Winkelmann und Becher betonen, dass die Kliniken in Siegen-Wittgenstein schon dringende Investitionen in Gebäude und Medizintechnik aufschieben oder aus anderen Töpfen bezahlen müssen. „Die Ressourcen fehlen dann an anderer Stelle, wo sie einen unmittelbaren Nutzen für Mitarbeiter und Patienten hätten“, so Geschäftsführungskollegin Wied ergänzend.
„Wir möchten mit dem Bündnis aufzeigen, dass wir ein wesentlicher Pfeiler für die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Siegen-Wittgenstein sind und als solcher eine faire Behandlung wünschen. Die Situation ist schwierig, weil wir mit den Herausforderungen der demografischen Entwicklung allein gelassen werden“, erklärt Bertram Müller.
Die Krankenhäuser aus Siegen-Wittgenstein richten ihren dringenden Appell an das Land NRW, die Finanzierungsmittel zur Deckung der notwendigen Investitionskosten zur Verfügung zu stellen. Dabei verweisen sie auf das 1972 eingeführte Krankenhausfinanzierungsgesetz, das den Ländern gesetzlich die Verantwortung für die Investitionsförderung zuschreibt: „Wir wollen, dass die Menschen auch in 20 Jahren noch vom medizinischen Fortschritt profitieren – unabhängig von ihrem Einkommen, Alter oder Wohnort“, erklären die Geschäftsführer unisono. „Deshalb muss Gesundheit auch in Zukunft eine Gemeinschaftsaufgabe bleiben. Das Land muss dabei seinem gesetzlichen Auftrag gerecht werden.“
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