Vorhofflimmern durch Stress: Welche Mechanismen liegen zugrunde?

DRK_Rettungswagen_Rettungsdienst

Deutsche Stiftung für Herzforschung vergibt umfangreiche Förderung an Forscherteam des Klinikums der LMU München

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und tritt auch im Zusammenhang mit Stress auf. Allein in Deutschland leiden fast 1,8 Millionen Menschen an Vorhofflimmern. Zwar wird Vorhofflimmern im Gegensatz zu Kammerflimmern nicht zu den lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen gezählt, die Sterblichkeitsrate von Vorhofflimmerpatienten im Vergleich zu Gleichaltrigen mit einem normalen Herzrhythmus ist jedoch doppelt so hoch: mitverantwortlich hierfür ist die Gefahr einer Blutgerinnselbildung in den Herzvorhöfen, die im Fall einer Streuung in das hirnversorgende Gefäßsystem zum Schlaganfall führen kann. Um diese gefürchtete Komplikation des Vorhofflimmerns zu vermeiden, müssen die meisten Patienten mit dieser Rhythmusstörung konsequent Gerinnungshemmer einnehmen. Zudem steht für die betroffenen Patienten oft auch eine deutliche Verminderung der Lebensqualität mit starkem Leidensdruck im Vordergrund, nicht selten verbunden mit der Notwendigkeit einer dauerhaften Medikamenteneinnahme.

In ihrer Studie „Die Bedeutung von Stress in der Pathogenese des Vorhofflimmerns“ widmet sich Dr. med. Gertrud Goppel, Fachärztin für Innere Medizin, Schwerpunkt Kardiologie, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Klinikum der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) München, der bislang ungeklärten Fragestellung nach dem Mechanismus, der Stress mit Vorhofflimmern verbindet. „Neue Erkenntnisse zur genaueren Klärung des Zusammenhangs von Stress und Vorhofflimmern sind für die patientenorientierte Herzforschung äußerst wichtig. Aus diesem Grund fördern wir diese Forschungsarbeit“, sagt Herzspezialist Prof. Dr. med. Udo Sechtem, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung für Herzforschung (DSHF). Das Vorhaben wird von der DSHF mit einer Fördersumme von 58.380 Euro für die Dauer von 2 Jahren unterstützt.

Fußball-WM-Spiele: Wie wirkt sich emotionaler Stress auf das Auftreten akuter Herzereignisse aus?

Bereits in der World Cup Event-Studie von 2006 konnte die Forschungsgruppe „Stress und Arteriosklerose“ der Medizinischen Klinik I der LMU München den Einfluss von emotionalem Stress auf das Auftreten von akuten Herzereignissen und Herznotfällen nachweisen: „Während der sieben Tage mit WM-Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft stieg das Risiko nicht nur für das Auftreten von Herzinfarkten, sondern auch für Herzrhythmusstörungen, insbesondere Vorhofflimmern, deutlich an. Nun stellt sich die Frage, wie genau es über Stress zur Ausbildung von Vorhofflimmern kommt“, erläutert Dr. Goppel.

Zunächst überprüft das Forscherteam um Dr. Goppel, ob bei prinzipiell herzgesunden Patienten unter 65 Jahren mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern eine vermehrte Stressbelastung im Vergleich zu einer gesunden Testgruppe vorliegt. Eine strukturelle oder funktionelle Veränderung der Herzmuskulatur oder eine andere, erkennbare Grunderkrankung als Ursache des Vorhofflimmerns wird zuvor ausgeschlossen.

Stressbelastung als Messgröße

Patienten und Kontrollpersonen werden zunächst einer Charakterisierung der Stressbelastung unterzogen. Diese beinhaltet die Erfassung von chronischer Stressbelastung (von mehr als drei Monaten) und der Alltagsstressbelastung mittels zweier psychometrischer Tests. Diese liefern jeweils Stress-Scores, wobei man zwischen Personen mit hoher Stressbelastung und solchen mit geringer Stressbelastung unterscheiden kann.

Bei allen Studienteilnehmern werden ein EKG sowie ein Herzultraschall durchgeführt und der psychosoziale Status erhoben. Hierbei spielen z. B. vorbekannte psychiatrische Erkrankungen, insbesondere Depressionen oder Angststörungen, aber auch die soziale Situation sowie selbst genannte Stressfaktoren eine Rolle. Zudem werden alle Studienteilnehmer auf die Freisetzung von bekannten, im Rahmen von Stress freigesetzten Stressmolekülen und Entzündungsmediatoren im Blut untersucht.

 

Quelle: Deutsche Herzstiftung
Foto: Archiv

Check Also

Im Kreis Siegen-Wittgenstein leiden Männer deutlich häufiger an Gicht als Frauen

Hoher Harnsäurespiegel macht 1.498 Menschen zu schaffen – davon 1.091 Männer Ein akuter Gichtanfall ist …