Ärztliche Beratungsstelle gegen Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern und Jugendlichen e.V. an der DRK-Kinderklinik Siegen hat 2017 mit insgesamt knapp 200 Anfragen einen Anstieg zu verzeichnen.
Es ist ein Trend, der uns zu denken geben sollte: Sowohl in NRW als auch direkt hier in Siegen-Wittgenstein sind die Fallzahlen mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung gestiegen. Wie IT.NRW bereits Anfang des Monats mitteilte, haben die Jugendämter in Nordrhein-Westfalen im Rahmen ihres Schutzauftrags 2017 in 39.478 Fällen eine Einschätzung bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung vorgenommen. Das entspricht einer Zunahme von 12,8 Prozent zum Vorjahr.
Die Ärztliche Beratungsstelle gegen Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern und Jugendlichen e.V. an der DRK-Kinderklinik Siegen (ÄBS) als regionale, spezialisierte Fachstelle gegen
alle Formen von Gewalt an Kindern und Jugendlichen, hat mit knapp 200 Anfragen von Kindern, Jugendlichen und deren Familien sowie professionellen Helfern in 2017 ebenfalls eine Zunahme an Fällen gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.
„Die Familien mit Beratungsbedarf kamen überwiegend aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein (39% gegenüber 42% in 2016) und der Stadt Siegen 37% gegenüber 34% im Vorjahr)“, erläutert Antje
Maaß-Quast, die als Systemische Supervisorin und Kinder- und Jugendlichentherapeutin das Gesicht hinter der ÄBS ist. Fasst man die Stadt Siegen und den Kreis Siegen-Wittgenstein zusammen, sind das insgesamt 76% aller Fälle. Der Anteil der Fallmeldungen aus Rest-NRW und aus dem Kreis Olpe ist im Jahr 2017 gegenüber 2016 leicht angestiegen. Etwa 1% der Meldungen kam aus Hessen und weitere 6% erhielt die ÄBS, aus Rheinland-Pfalz. Hier waren es im Vorjahr noch 5%. 81 der direkten Anfragen bezogen sich auf Mädchen und junge Frauen, 64 Anmeldungen auf Jungen. Der Anteil der Beratung von Mädchen und Frauen an den gesamten Beratungsfällen beträgt damit 56% (2016: 62%). Frau Maaß-Quast, die bereits seit Jahren diese Arbeit zum Wohle der Kinder in der ÄBS leistet, betont, dass die gute Vernetzung und die intensivierte Zusammenarbeit zwischen der Beratungsstelle und den Jugendhilfeeinrichtungen besonders wichtig seien. Die professionelle Bearbeitung der Fälle aufgrund der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Kinderbetreuung, Schulen, familienentlastenden Diensten und Jugendämtern, helfe allen Beteiligten und dafür sei man sehr dankbar. Grundsätzlich ist die Arbeit der Beratungsstelle auf eine gute, verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Behörden, aber auch mit unzähligen Fachkollegen anderer Institutionen im Bereich der öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe, den niedergelassenen Kinderärzten sowie den entsprechenden Fachkräften der Polizei, der Justiz und des Weißen Rings angewiesen.
Bei einer Anmeldung wird zwischen Selbst- und Fremdmeldern unterschieden. Selbstmelder wenden sich eigenständig an die Stelle, bei Fremdmeldern nehmen andere Institutionen Kontakt zu Frau Maaß-Quast auf. Der Anteil von Selbstmeldern ist im Vergleich zum Vorjahr gefallen und liegt in diesem Jahr bei 37 % (2016: 43%), der Anteil der Fremdmelder bei 63% (2016: 57%). . Bei den Selbstmeldern überwiegen nach wie vor Mütter, die sich als Erste an die Beratungsstelle wenden.
Allerdings muss hier auch berücksichtigt werden, dass diese und andere Selbstmelder zum Teil auf Anraten des Jugendamtes oder der Polizei Kontakt zur Beratungsstelle aufnehmen
Bei den Fremdmeldern haben u.a. Meldungen durch Mitarbeiter der Kinderschutzgruppe der DRKKinderklinik weiter zugenommen. 2017 waren insgesamt 75 Kinderschutzfälle (2016: 52) zu
verzeichnen. Davon wurden 34 Fälle stationär und 41 Fälle ambulant von dem speziell geschulten Team auf dem Wellersberg betreut. Eine Zusammenarbeit mit den Jugendämtern nach §8a SGB VIII fand in 71 Fällen statt (2016: 49).
All diese Fakten zeigen deutlich, wie wichtig diese spezialisierte Fachberatungsstelle mit der dort geleisteten Arbeit ist. Frau Maaß-Quast selbst referiert regelmäßig über das spezielle Angebot und
die geleistete Arbeit, um bestehende Ängste und Hürden abzubauen. „Jeder kann Kontakt zu uns aufnehmen, gerne auch anonym. Was wir besprechen unterliegt der Schweigepflicht“, führt Frau
Maaß-Quast aus. „Die Gesprächs-und Therapieangebote sind dem Grundsatz „Hilfe statt Strafe“ verpflichtet, dabei sind die Angebote kostenfrei. Es geht in erster Linie darum, mit den Betroffenen
einen Weg aus ihrer Überforderung bzw. Not zu erarbeiten“.
Die Beratungsstelle ist ein eingetragener Verein. Sie wird aus Mitteln der Stadt Siegen, des Kreises Siegen-Wittgenstein, des Landes NRW und aus Spendengeldern finanziert. An der Kinderklinik selbst arbeitet die ÄBS eng mit der dortigen Kinderschutzgruppe sowie der im Aufbau befindlichen Kindeschutzambulanz zusammen. Wer Interesse hat, die Arbeit der Ärztlichen Beratungsstelle zu unterstützen, kann sich gerne als Mitglied im Verein anmelden oder das Engagement durch eine Geldspende unterstützen. Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Köln, BIC: BFSWDE33XXX, IBAN: DE58370205000005236700
Weitere Infos finden Sie unter: https://www.drk-kinderklinik.de/kliniken-ambulanteeinrichtungen/besondere-einrichtungen/aerztliche-beratungsstelle/
Kontakt: beratungsstelle@drk-kinderklinik.de
Antje Maaß-Quast, Systemische Supervisorin und Kinder- und Jugendlichentherapeutin (SG)
Telefon: 02 71 / 23 45-240
Telefonsprechzeiten: dienstags: 09.00 Uhr bis 11.00 Uhr, donnerstags: 14.00 Uhr bis 15.00 Uhr