8. Patientinnentag des Brustzentrums Siegen-Olpe
Siegen. Die Experten waren sich einig: Gesunde Ernährung und Bewegung können im Kampf gegen den Krebs helfen. Wer sich richtig ernährt und kontrolliert bewegt, kann beispielsweise die Nebenwirkungen einer Krebstherapie reduzieren oder sogar verhindern. Beim 8. Patientinnentag des Brustzentrums Siegen-Olpe zeigten Ernährungswissenschaftlerin Kerstin Bernhardt und Sportwissenschaftler Timo Niels auf Einladung von Dr. Badrig Melekian (St. Marien-Krankenhaus) und Dr. Volker Müller (Diakonie Klinikum Jung-Stilling), dass schon kleine Veränderungen des Lebensstils die Krebstherapie unterstützen können.
Was man konkret im Alltag tun kann, wollten über 100 ehemalige und aktuelle Patientinnen der beiden Siegener Standorte des Brustzentrums wissen. Kerstin Bernhardt, die in Köln eine Praxis für Ernährungsberatung führt, gab Tipps und Ratschläge für eine gesunde und stärkende Ernährung. Patientinnen sollten darauf achten, sich ausreichend mit allen Nährstoffen zu versorgen und vor allem Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe zu sich zunehmen. Dabei warnte Bernhardt vor Experimenten: „Nehmen Sie diese Nährstoffe am besten über ganz normale Lebensmittel zu sich. Es gibt nicht das eine Lebensmittel, das vor Krebs schützt und schon gar keine Krebsdiät.“ Stattdessen empfahl sie die krebshemmenden Pflanzenwirkstoffe aus dem heimischen Garten zu nutzen, wie Beeren, Bohnen, Zwiebeln, Kohl und Vollkorngetreide. Unbedingt vorzubeugen sei einer Mangelernährung, denn die schwäche den Körper, der gerade in der Krebstherapie stark sein und kämpfen müsse. „Wenn Sie also ungewollt Gewicht verlieren oder sich immer schwächer fühlen, sollten Sie dringend Ihren behandelnden Arzt oder Ihre Ernährungsfachkraft ansprechen.“ Aktiv etwas tun könnten Patientinnen auch gegen einige Nebenwirkungen der Krebstherapie. So sei es etwa bei Appetitlosigkeit hilfreich, statt drei großer Mahlzeiten viele kleine Snacks zu essen. „Ein paar Käsewürfel mit Trauben, eine Handvoll Nüsse, ein Tellerchen Rührei oder ein Schälchen Sahnequark mit Beeren.“
Dass selbst etwas zu tun der beste Weg ist, die eigene Krebstherapie positiv zu unterstützen, unterstrich auch Timo Niels. Der Sportwissenschaftler von der Deutschen Sporthochschule in Köln stellte das Konzept der Onkologischen Trainings- und Bewegungstherapie (OTT) vor, ein bewegungstherapeutisches Konzept, mit dem Krebspatienten vor und während der medizinischen Therapie, in der Rehabilitation, aber auch in chronischen Phasen an einem kontrollierten und individuell abgestimmten Trainingsprogramm teilnehmen können. In Köln habe man dafür exklusive Trainingsflächen für onkologische Patienten geschaffen, viele Übungen könnten aber auch im Alltag durchgeführt werden. Der Sportwissenschaftler empfahl den Zuhörinnen 150 Minuten moderate körperliche Aktivität in der Woche: „Kommen oder bleiben Sie in Bewegung.“ Diese sei keine Alternative zur Krebstherapie, wirke aber unterstützend, etwa indem sie therapiebedingte Nebenwirkungen reduziere. So könne zum Beispiel das Gefühl von ständiger, chronischer Erschöpfung (Fatigue-Syndrom), das vor allem bei der Chemotherapie als Nebenwirkung auftritt, durch eine Kombination von Kraft- und Ausdauertraining verringert werden. Ebenfalls eine Nebenwirkung der Chemotherapie sind periphere Sensibilitätsstörungen, die sich meist in Händen und Füßen bemerkbar machen. In Form von Gleichgewichts- und Vibrationstraining könnten Patienten auch hier mit Aktivität gegensteuern. Einen nachweisbaren positiven Effekt habe Bewegung auch bei Osteoporose, einer Erkrankung des Skeletts, bei der die Knochen an Festigkeit verlieren und leichter brechen. Auch hier empfahl Niels, die Übungen in den Alltag zu integrieren: „Nehmen Sie die Treppen mit, die ihnen begegnen.“
Im Anschluss an die Vorträge der beiden Kölner Referenten informierten die beiden Chefärzte Dr. Volker Müller und Dr. Badrig Melekian über Besonderheiten der verschiedenen Brustkrebstypen und die Frage, was nach der Diagnose Brustkrebs auf die Patientinnen zukommt. Zudem konnten die Patientinnen außerhalb des Klinikalltags mit den beiden Medizinern ins Gespräch kommen: „Dieser persönlicher Austausch ist uns wichtig“, unterstreichen Melekian und Müller.
Quelle: Diakonie