Diakonie-Gefäßspezialist Dr. Ahmed Koshty referierte zur Therapie von Aorta, Venen und Co.
Freudenberg. Kurze Operationszeit, keine Vollnarkose und nach wenigen Tagen wieder nach Hause: Welche Vorteile ein minimalinvasiver Eingriff bei Gefäßkrankheiten für den Patienten hat, verdeutlichte Dr. Ahmed Koshty, Direktor der Gefäßchirurgie im Diakonie Klinikum, vor rund 40 Besuchern in der VR-Bank Freudenberg-Niederfischbach. Der Gefäßspezialist, der sowohl die Fachabteilung im Freudenberger Bethesda als auch die im Siegener Jung-Stilling leitet, erklärte, wie Durchblutungsstörungen und Aneurysmen mit modernsten Methoden behandelt werden können. Veranstalter waren die VR-Bank und der Förderverein des Diakonie Klinikums Bethesda.
Leiden Patienten unter verkalkten Gefäßen (Arteriosklerose), verengen sich die Blutbahnen zunehmend. Die Folge: Es können Aneurysmen, also Gefäßaussackungen, und Durchblutungsstörungen entstehen. „Die Patienten können nur noch wenige Meter schmerzfrei gehen. Im weiteren Verlauf haben sie sogar im Liegen Schmerzen, später entstehen auch offene Wunden“, fasste Koshty den Krankheitsverlauf zusammen. Sind Arme und Beine nicht mehr ausreichend durchblutet, wird dies auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet. Zur Diagnose kann unter anderem ein Laufbandtest durchgeführt werden, bei dem die Betroffenen 200 Meter bei vorgegebener Geschwindigkeit zurücklegen müssen. „Wenn die Patienten diese Strecke noch schmerzfrei schaffen, befindet sich die Krankheit in der Regel noch in einem frühen Stadium“, erklärte der Gefäßspezialist. Mittels MRT- oder CT-Angiographie kann anschließend die Länge und genaue Lage des Verschlusses bestimmt werden.
„Durchblutungsstörungen sind eine Zivilisationskrankheit“, betonte Koshty. Denn zu den Risikofaktoren zählen unter anderem Diabetes, Bewegungsmangel und das Rauchen. Deshalb könne den Patienten im Anfangsstadium auch mit Gehtraining und Medikamenten geholfen werden. Positiv wirke sich auch eine gesunde Lebensweise aus. Im fortgeschrittenen Stadium ist jedoch eine Operation notwendig. Bei der minimalinvasiven, endovaskulären Methode wird ein Stent – ein Metallgerüst, das die Gefäße offenhält – oder eine an die Engstelle angepasste Endoprothese von innen eingesetzt. Über die Leiste werden die Prothesen mit einem Katheter bis zur verengten Stelle geführt. „Wir versuchen es immer erst mit der endovaskulären Methode. Sie hat nur Vorteile“, betonte der Gefäßspezialist. Denn im Gegensatz zur chirurgischen, offenen Operation sei das Verfahren schonender, müsse nicht unter Vollnarkose durchgeführt werden und der Krankenhausaufenthalt verkürze sich entsprechend. Ist die Krankheit weit fortgeschritten, muss jedoch bisweilen ein Bypass gelegt werden, der das Blut umleitet und die Engstelle überbrückt. „Ein Bypass kann über einen Meter lang sein und zum Beispiel vom Oberschenkel bis zum Zeh reichen. Damit können wir verhindern, dass das Bein amputiert werden muss“, so Koshty.
Auch über eines seiner Spezialgebiete, die Therapie von Aussackungen an der Hauptschlagader, gab Koshty einen Überblick. Ein Aneurysma liegt vor, wenn die Aorta einen Durchmesser von mehr als drei Zentimetern aufweist. „Aneurysmen sind tickende Zeitbomben. Wenn sie platzen, hat das oft tödliche Folgen“, stellte der Aorten-Spezialist klar. Eine Operation werde jedoch erst ab einem Aorta-Durchmesser von mehr als fünf Zentimetern durchgeführt. Auch hier plädiert der Aortenspezialist für die endovaskuläre Methode: „Es gibt keinen Grund für eine offene Operation“, so Koshty. Besonders anspruchsvoll ist eine Operation, wenn sich die Erweiterung im Aortenbogen, also im Abschnitt oberhalb des Herzens, befindet. „Nur in wenigen Kliniken in Deutschland kann ein Stent in den Aortenbogen eingesetzt werden. Eine davon ist das Diakonie Klinikum Jung-Stilling“, erklärte Koshty. „Im Hybrid-Saal operieren wir mit modernster Technik etwa 120 bis 150 Aorten pro Jahr.“
Bleibt ein Aneurysma unentdeckt und platzt, sind die Überlebenschancen gering: „Die Hälfte der Betroffenen erreicht das Krankenhaus nicht lebend, 40 Prozent werden in die falsche Abteilung eingeliefert“, verdeutlichte Koshty die Zusammenhänge. Der Grund: Die Symptome – unter anderem starke Bauch- oder Flankenschmerzen und ein pulsierender Bauch – werden oft falsch interpretiert. Erreicht der Patient die Gefäßchirurgie rechtzeitig, sind die Überlebenschancen dank der technischen Möglichkeiten im Hybrid-Saal jedoch gestiegen: „Mittlerweile überleben acht von zehn Patienten die Notfall-Operation, früher waren es nur fünf“, so Koshty.
Ilona Schulte, Vorsitzende des Fördervereins des Diakonie Klinikums Bethesda, richtete einen besonderen Dank an die VR-Bank Freudenberg-Niederfischbach, die den Förderverein seit mehreren Jahren sowohl in seiner Arbeit als auch finanziell unterstützt.
Quelle: Diakonie