Virtuelle Medizin sagt Nikotinsucht den Kampf an

Tanja Joan Eiler und Dr.-Ing. Armin Grünwald lassen Probanden in virtuelle Welten eintauchen, um der Sucht den Kampf anzusagen.

„Siegener Forum Gesundheit“: Wissenschaftler der Universität Siegen zu Gast

Siegen. Mit dem Rauchen aufhören? Fast jeder Raucher hat sich mit dieser Frage schon beschäftigt. Beim „Siegener Forum Gesundheit“, organisiert von der Selbsthilfekontaktstelle der Diakonie in Südwestfalen, war der Rauchstopp nun zentrales Thema. Tanja Joan Eiler und Dr.-Ing. Armin Grünwald stellten bei der Online-Veranstaltung ihre Forschungen im Bereich der virtuellen Medizin unter dem Motto „Digitale Rauchentwöhnung und weitere Innovationen“ vor.

Fast jeder vierte Deutsche raucht. Dabei gilt Tabak als eine der gefährlichsten Drogen. Sie ist leicht zu bekommen – aber immens schädlich. Schätzungen zufolge sterben jährlich mehr als 100.000 Raucher in Deutschland an den Folgen ihrer Nikotinsucht, etwa an Lungenkrebs oder einem Herzinfarkt. Die Professur Medizinische Informatik und Mikrosystementwurf der Universität Siegen hat nun in enger Kooperation mit der Professur Klinische Psychologie das Programm „Antares“ zur Digitalen Rauchentwöhnung entwickelt. Nutzern soll es leichter fallen, dem Drang, zur Zigarette zu greifen, zu wiederstehen.

„Antares“ funktioniert so: Mithilfe einer Virtual-Reality-Brille, ähnlichen denen, die auch bei Computerspielen verwendet werden, tauchen die Teilnehmer des Rauchfrei-Programms in eine virtuelle Welt ein. Darin werden sie mit Objekten unterschiedlicher Art konfrontiert. Einige, wie etwa ein Feuerzeug oder ein Aschenbecher, sind eng mit dem Rauchen verknüpft. Andere Gegenstände, darunter Zahnbürsten oder Kugelschreiber, haben mit dem blauen Dunst nichts zu tun. Aufgabe ist es, die Nikotin-verknüpften Objekte von sich weg zu schieben, die anderen an sich heran zu ziehen. Dadurch soll eine Verknüpfung im Unterbewusstsein entstehen. „Diese kann dazu beitragen, dass es leichter fällt, mit dem Rauchen aufzuhören“, führten die Referenten aus.

Der Vorteil von „Antares“ liege darin, dass das Programm auf das impulsive System der Teilnehmer zugreife. Damit werde auf den Impuls eingewirkt, automatisch zur Zigarette zu greifen. „Dies geschieht oftmals ganz unbewusst in Stress- oder Streitsituationen“, so Tanja Joan Eiler. Könne man diesen Impuls besser lenken, reflektiere man sein Verhalten wieder mehr – und die Zigarette bleibe oftmals einfach in der Schachtel.

Das Universitäts-Team testet „Antares“ aktuell in einer Rauchfrei-Studie, die mit Hilfe einer Smartphone-App realisiert wird. Voraus geht in einer ersten, rund zweistündigen Sitzung eine Psychoedukation mit den Teilnehmern, in der von Dr. Alla Machulska (Klinische Psychologie) unter anderem das Suchtverhalten beleuchtet wird. Daran schließt sich dann das Home-Training am Mobiltelefon an. „Unsere ersten Ergebnisse sind erfolgversprechend“, schlüsselte Dr.-Ing. Armin Grünwald auf. Die Teilnehmer schafften es in der bereits abgeschlossenen Virtual-Reality-Studie, ihren Zigarettenkonsum um die Hälfte zu reduzieren, 20 Prozent gaben den Glimmstängel komplett auf.

Wer Interesse daran hat, an der App-Studie teilzunehmen, kann sich per Email an rauchfrei@uni-siegen.de wenden. Weitere Informationen gibt es unter https://antares.fokos.de.

Quelle: Diakonie

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