Gefährliche Legionärskrankheit trotz sinkender Zahlen weiterhin ernst nehmen

Oft unerkannte Gefahr beim Duschen: Nicht das Trinken, sondern das Einatmen von legionellenhaltigen Wassertröpfchen, ist gefährlich. Foto: AOK/hfr.

Was häufig wie eine Erkältung daherkommt, kann auch eine Infektion mit Legionellen sein. Im Wasser lebende Bakterien verursachen grippeartigen Beschwerden die von einfachen Symptomen wie Husten, Kopfschmerzen und Fieber bis zu schweren Lungenentzündungen reichen können. Bundesweit sind die Fallzahlen im vergangenen Jahr erstmals wieder nach 2018 (1.449 Fälle) und 2019 (1.548) auf 1.281 Fälle gesunken. Dies entspricht einem Rückgang um 17 Prozent. Auch in Nordrhein-Westfalen bestätigt sich dieser Trend. Nach 2018 (303 Fälle) und 2019 (347 Fälle) konnten im Corona-Pandemie-Jahr 2020 nur noch 280 Fälle gezählt werden. Experten des Robert-Koch-Instituts warnen trotz sinkender Fallzahlen weiterhin vor der gefährlichen Legionärskrankheit. „Es wird vermutet, dass die COVID-19-Pandemie eine maßgebliche Rolle bei dem Fallzahlenrückgang gespielt hat– insbesondere bei den Erkrankungen, die in Verbindung mit einer Reise stehen. Im laufenden Jahr beobachten wir wieder eine Zunahme der Reiseaktivitäten. Daher rechnen wir auch wieder mit einem Anstieg der Infektionen durch Legionellen. Eine Impfung dagegen ist nicht möglich“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Dirk Schneider.

Das Trinken von legionellenhaltigem Wasser ist ungefährlich, da die Bakterien im Magen von der Magensäure abgetötet werden. „Die Bakterien gelangen jedoch durch das Einatmen feinster Wassertröpfchen in die Lunge, zum Beispiel beim Duschen. Gefährdet sind vor allem Menschen mit einer schwachen Immunabwehr, bestimmten chronischen Krankheiten wie Diabetes, ältere Menschen und Raucher“, sagt Schneider. Männer erkranken zwei bis dreimal so häufig wie Frauen. Etwa jeder Fünfte fängt sich den Erreger im Urlaub ein. Insgesamt beobachten Experten derzeit bundesweit und auch in Westfalen-Lippe eine sinkende Anzahl von Fällen. Experten vermuten hier einen Zusammenhang mit den geringeren Reiseaktivitäten in der Corona-Pandemie. Die Bakterien übertragen sich allerdings nicht von Mensch zu Mensch, Betroffene sind also nicht ansteckend.

Es gibt zwei Ausprägungen der Legionellose: die so genannte Legionärskrankheit mit Pneumonie und das Pontiac-Fieber. Erstere ist eine Form der Lungenentzündung mit Husten, Fieber und Schüttelfrost. Sie wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis zehn Tage. Bei etwa fünf bis neun Prozent der Patientinnen und Patienten verläuft diese Erkrankung tödlich. Der ungewöhnliche Name geht auf den ersten beschriebenen Krankheitsausbruch 1976 in den USA zurück, bei dem 34 Kriegsveteranen der Vereinigung „The American Legion“ nach einer Legionellen-Infektion starben. Das milder verlaufende Pontiac-Fieber verursacht grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, es kommt aber nicht zu einer Lungenentzündung. Zwischen Ansteckung und Ausbruch des Pontiac-Fiebers liegen fünf Stunden bis knapp drei Tage. Die Erkrankung heilt meist von selbst innerhalb einer Woche aus.

Die Herbstferien sind aktuell überall beendet. Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie waren auch wieder viele Menschen aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein im Urlaub. Die Legionellengefahr ist jetzt besonders hoch, da die Wasserleitungen nicht regelmäßig benutzt wurden. Daher empfiehlt die AOK, nach der Rückkehr das Wasser an allen Entnahmestellen, wie zum Beispiel in Küche, Bad oder Dusche einige Minuten laufen zu lassen, um das stehende Wasser in den Leitungen und Behältern durch frisches zu ersetzen. Bei einem Haus mit zentraler Wassererwärmung und zentralem Warmwasser-Speicher sollte die Regler-Temperatur am Trinkwasser-Erwärmer auf mindestens 60 Grad Celsius eingestellt sein, damit die Keime wirksam absterben.

Quelle: AOK NordWest

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