Rhizarthrose: Handchirurgen des Diakonie Klinikums setzen Mini-Prothese ein
Siegen. Eine Wasserflasche öffnen, ein Tuch auswringen, ein Dokument unterschreiben – Handbewegungen, die für Menschen mit einer Arthrose am Daumensattelgelenk oft kaum möglich und meist mit starken Schmerzen verbunden sind. Abhilfe kann ein Mini-Implantat schaffen. In der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Diakonie Klinikum in Siegen und Freudenberg setzen die Experten damit auf eine moderne und effiziente Möglichkeit in der Rhizarthrose-Therapie, um die Greiffunktion der Hand wiederherzustellen.
Ob greifen, schreiben oder drehen – mithilfe des Daumens tätigt der Mensch täglich unzählige Aufgaben, ohne darüber nachzudenken. Eine zentrale Funktion hat dabei das Daumensattelgelenk. Es sitzt zwischen dem großen Vieleckbein und dem ersten Mittelhandknochen. Das Gelenk ermöglicht Beuge-, Streck-, An- und Abspreizbewegungen, sodass der Daumen gegen die übrigen Langfinger geführt werden kann und damit beispielsweise der Pinzetten- oder Schlüsselgriff möglich ist. Nutzt sich der Knorpel des Daumensattelgelenks ab, sprechen Mediziner von einer Rhizarthrose. Der Verschleiß führt dazu, dass die Knochen aneinander reiben, wodurch es zu Kraftverlust, Schmerzen und damit zu einer eingeschränkten Handfunktion kommt. Dr. Michael Pausch ist Leiter der Sektion Hand- und Ellenbogenchirurgie in der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Er beschreibt, dass von der Krankheit meist Frauen ab dem 50. Lebensjahr betroffen sind: „Die genaue Ursache ist bislang nicht bekannt. In der Medizin wird angenommen, dass die besondere Form des Gelenks und durch den Verschleiß des Knorpels eintretende Instabilitäten der Bänder ursächlich sind.“
Sind konservative Methoden wie Schmerztherapien, das Tragen von Bandagen sowie Ergo- und Physiotherapien ausgeschöpft, zählt die sogenannte Resektionsarthroplastik zum heute noch immer gängigen operativen Verfahren. Dabei wird das große Vieleckbein komplett entfernt. Aus Erfahrung weiß Dr. Michael Pausch: „Damit werden die Schmerzen zwar gelindert, häufig resultieren aber eine Instabilität und ein Kraftverlust des Daumens, sodass die Handfunktion nicht unerheblich beeinträchtigt ist. Indem der erste Mittelhandknochen in die Lücke des entfernten Handwurzelknochens zurückwandert, verkürzt sich der Daumen. Darüber hinaus kann sich die Heilungsphase über viele Wochen hinziehen.“ Deshalb setzen die Experten im Diakonie Klinikum an den beiden Standorten Siegen (Jung-Stilling) und Freudenberg (Bethesda) auf ein Mini-Implantat – die sogenannte Daumensattelgelenk-Endoprothese, welche das verschlissene Sattelgelenk ersetzt. Insbesondere die Länge des Daumens wird damit erhalten und seine Beweglichkeit und Funktion wiederhergestellt. Das liegt laut Dr. Pausch vor allem an der besonderen Technik: „Das Funktionsprinzip ist mit dem einer Hüftprothese vergleichbar. Das kleine Implantat für den Daumen besteht ebenso aus einem Schaft-, Hals- und Kopf-Teil, das wir zementfrei einsetzen.“ Der Prothesen-Kopf ist mit einem speziellen, hochvernetzten Kunststoff überzogen, wodurch er sich reibungsarm in der Implantat-Pfanne bewegen kann. Dr. Pausch: „Diese doppelte Mobilität führt dazu, dass sich das Implantat so gut wie nie ausrenkt und ein großes Bewegungsausmaß möglich ist.“
Die Operation erfolgt unter Vollnarkose oder in Regionalanästhesie. Bei letzterem Verfahren wird nur der Arm betäubt. Über einen etwa vier Zentimeter langen, streckseitigen Schnitt über dem Gelenk entfernen die Chirurgen zunächst die verschlissenen Gelenkanteile des ersten Mittelhandknochens und des großen Vieleckbeins. Danach bereiten sie den Schaft und die Pfanne mit OP-Instrumenten vor, um letztlich die Prothese zu implantieren. Verschiedene Implantat-Größen mit einer Länge zwischen 28 und 38 Millimetern und ein modularer Aufbau ermöglichen eine passgenaue Prothese für jeden Patienten. Nach der gut einstündigen Operation tragen Patienten für etwa zwei Wochen eine Orthese oder Schiene. Daran schließt sich eine ergotherapeutische Nachbehandlung an. Für den stationären Krankenhausaufenthalt sind zwei bis drei Nächte nötig. Dr. Pausch beobachtet eine hohe Zufriedenheit: „In der Regel sind die Patienten sehr schnell schmerzfrei und nach acht bis zwölf Wochen wieder arbeitsfähig.“
Quelle/Fotos: Diakonie