„Stilling“-Mediziner stellen bei einer Tagung große Bandbreite an Behandlungsmöglichkeiten vor
Siegen. Die Diagnose Krebs ist für Patienten und deren Angehörige zunächst ein Schock. Umso wichtiger ist es, sich dann medizinisch in besten Händen zu wissen. Das Diakonie Klinikum in Siegen hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich daran gearbeitet, seine Leistungen bei Krebstherapien in vielen Bereichen zu erweitern. Einen wesentlichen Baustein bildet dabei die Onkochirurgie, die mit dem Ausbau der Viszeralchirurgie, der Gynäkologie und zuvor bereits der (Robotischen) Urologie ein sehr hohes Niveau erlangt hat. Bei einem Symposium in der mit Ärzten, Pflegepersonal und interessierten Zuhören vollbesetzten Cafeteria des „Stilling“ gaben nun leitende Mediziner des Diakonie Klinikums einen Überblick über die Bandbreite der Behandlungsmöglichkeiten.
Eingeladen hatte Professor Dr. Mohammad Golriz. Der Ärztliche Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie kam zu Jahresbeginn aus Heidelberg nach Siegen. Seitdem wurden in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Diakonie Klinikum bereits mehr als 1000 Operationen, darunter vielfach hochkomplexe Eingriffe bei Tumoren innerer Bauchorgane, durchgeführt.
Hinter jeder OP steht ein persönliches Schicksal
Die Patienten kommen dabei längst nicht mehr nur aus dem Siegerland, Sauerland oder dem Westerwald. Aus vielen Regionen in Deutschland haben sich zuletzt Patienten an Professor Golriz gewandt. Zum Beispiel eine Frau, die sich mit einem großen Tumor der Bauchspeicheldrüse mit Kontakt zu den umgebenden Gefäßen vorstellte. „Wir haben die Patientin nach wirksamer Chemotherapie erfolgreich operiert“, so der Ärztliche Direktor, „und nach nicht einmal zwei Wochen konnte sie tumor- und beschwerdefrei nach Hause.“ Golriz stellte weitere Beispiele vor: erfolgreich robotisch oder offen-chirurgisch entfernte Tumoren in Speiseröhre, Leber, Magen, Darm oder anderen Bauchorganen – hinter jedem Fall steht ein persönliches Schicksal. Eine fortgeschrittene Onkochirurgie sei jedoch nicht möglich ohne gute Teamarbeit, einen fachübergreifenden Austausch und die entsprechende Infrastruktur. Am Diakonie Klinikum, in dem rund 300 Ärzte und 850 Pflegekräfte jährlich etwa 70.000 Patienten stationär und ambulant versorgen, seien die notwendigen Voraussetzungen dafür gegeben, so Golriz: „Es hat sich hier sehr viel Positives entwickelt. Zusammen haben wir es geschafft, Krebsbehandlungen auf allerhöchstem Niveau zu etablieren.“
Ein wesentlicher Schritt war dabei die Einrichtung des Interdisziplinären Onkologischen Zentrums (IOZ), in dem Experten unterschiedlicher Fachbereiche ihr Wissen bündeln. Leiter des IOZ ist Dr. Martin Klump, der gemeinsam mit Prof. Dr. Ralph Naumann die Medizinische Klinik III für Medizinische Onkologie, Hämatologie und Palliativmedizin verantwortet. Der Chefarzt gab einen Überblick über die Bandbreite an Krebserkrankungen, die am Diakonie Klinikum operativ, radio-onkologisch oder medikamentös (etwa per Chemo-, Hormon- oder Immuntherapie) behandelt werden. Jeder einzelne Fall wird von den Ärzten in Tumorkonferenzen besprochen. „Ziel ist, das Bestmögliche für den Patienten zu erreichen“, so Dr. Klump. „Dabei geht es nicht nur um medizinische Therapien, sondern auch um andere wichtige Fragen, etwa was mit dem Patienten nach seiner Entlassung passiert, wenn dieser zum Beispiel pflegebedürftig ist.“
Großes Team versorgt viele Tumorpatienten
Bereits seit Jahren im „Stilling“ etabliert ist die gynäkologische Onkologie. Unter Chefarzt Privatdozent Dr. Marco J. Battista wurde diese noch erweitert – sowohl im Bereich offener, klassischer operativer Verfahren, als auch bei schonenden, endoskopischen Techniken wie der 3-D-Laparoskopie und robotergestützten Operationen. Auch Battista stellte Fallbeispiele aus dem Klinikalltag vor: Das Spektrum reicht von organerhaltenden Brustkrebsoperationen und komplexen plastischen rekonstruktiven Eingriffen bis hin zu Operationen bei Gebärmutterschleimhautkrebs und Eierstockkrebs sowie wirkungsvoller Systemtherapie. Doch nicht nur im OP – auch davor und danach sei man um die bestmögliche Versorgung der Patientinnen bestrebt, so Battista. „Im Hinblick auf ältere Patientinnen führen wir sogar Studien gemeinsam mit der geriatrischen Abteilung durch und sind dafür überregional bekannt.“
Auch in der Urologie spielen robotergestützte Operationen in der chirurgischen Krebstherapie eine wichtige Rolle. Seit 2019 behandelt Chefarzt Dr. Mahmoud Farzat auf diese Weise Tumorerkrankungen von Prostata, Nieren, Blase oder der Harnwege – und auch hier sind die Erfolgsquoten beeindruckend. Das hohe Leistungsniveau spiegelt sich jedoch auch an der Komplexität mancher Eingriffe wider. Dazu zählt etwa die Bildung einer aus einem Dünndarmabschnitt geformten künstlichen Harnblase nach einer Zystektomie, einer operativen Entfernung des Organs.
Einen Eindruck davon, wie ein OP-Roboter funktioniert, gab es am Rande der Veranstaltung. Unter dem Motto „Hands on Da Vinci“ durften die Teilnehmer anhand eines Simulationsmodells selbst einmal ihr Geschick unter Beweis stellen. Zudem wurde im Rahmen des Symposiums eine neue Selbsthilfegruppe für Darmkrebs-Patienten ins Leben gerufen. Informationen hierzu erteilt die Selbsthilfe-Kontaktstelle der Diakonie in Südwestfalen unter Tel. 0271 / 500 31 31.
Quelle/Foto: Diakonie in Südwestfalen