KI-Workshop im Diakonie Klinikum Jung-Stilling begeistert Schüler
Siegen. Das menschliche Gehirn betreten und von innen betrachten oder per Konsole einen Operationsroboter steuern und bewegen – klingt nach Science-Fiction, gehört aber schon längst zum medizinischen Alltag im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Möglich gemacht durch künstliche Intelligenz (KI) und Hightech. Wie AR-Brillen, KI-Technologien und OP-Roboter im Stilling eingesetzt werden, durfte bei einem Workshop eine Gruppe von 17 Schülern hautnah erleben. Zu der Veranstaltung unter dem Motto „Von Nerds für Nerds“ hatten der Chefarzt für Neurochirurgie, Prof. Dr. Veit Braun, und der Ärztliche Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Prof. Dr. Mohammad Golriz, in Kooperation mit dem Talentnetz Siegen-Wittgenstein eingeladen.
Der Workshop startete mit einer Einführung in die komplexen Funktionen des menschlichen Gehirns. Dabei erklärte Dr. Murat Yavuz, Oberarzt und Facharzt für Neurochirurgie, wie der Mensch vom Gedanken bis hin zur Bewegung funktioniert, wie künstliche Intelligenz die Arbeit in einem Krankenhaus erleichtern und die Sicherheit für Patienten heute und in Zukunft verbessern kann. „Schon heute nutzen wir KI-basierte Technologien, um Tumoren im Gehirn zu lokalisieren und komplexe Operationen präzise zu planen“, erzählte Yavuz. Siegen stehe dabei an der Weltspitze dieser Technologien, denn das Diakonie Klinikum setzte weltweit zusammen mit Partnern aus Oxford als erste Klinik die KI-Mustererkennung und die neuen AR-Brillen ein. AR steht für Augmented Reality und bedeutet erweiterte Realität. Diese durften die Schüler in einer interaktiven Session gleich selbst einmal aufprobieren und die Technologie kennenlernen. Hierfür begleiteten die Schüler die erfahrenen Mediziner zunächst in die Radiologie, wo sich Imke Grabe, Vorstandsmitglied beim Talentnetz Siegen-Wittgenstein, für MRT-Aufnahmen zur Verfügung stellte. „Wir Ärzte nutzen Patienten-Informationen wie CT- oder MRT-Scans und lassen diese mithilfe künstlicher Intelligenz strukturieren und analysieren. Die KI-Mustererkennung nutzt echte Patientendaten und erstellt auf Basis dieser Daten 3D-Bilder. Wie präzise diese 3D-Bilder aussehen, konnten sich die Schüler mithilfe der AR-Brillen dann anschauen. Aufgesetzt und angeschaltet schwebte plötzlich direkt vor den Schülern ein Gehirn, überdimensional groß, mit allen Adern, Strukturen und Veränderungen. Prof. Braun und sein Ärzteteam können so zum Beispiel sehen, wo ein Tumor sitzt und eine Operation bis ins kleinste Detail planen. In der Schwebe war es den Schülern zudem auch möglich, durch das Gehirn hindurch zu schreiten. „Die Aufnahmen helfen uns, das OP-Risiko besser einzuschätzen, denn wir können die umliegenden Strukturen besser erkennen und wissen, welche Körperfunktionen vielleicht gefährdet sind“, erläuterte Braun. Auch als Instrument für die Ausbildung von Medizinern hält er die 3D-Technik für genial und hilfreich.
Wie im Diakonie Klinikum dank Hightech hochkomplexe Operationen maximal schonend für Patienten roboterassistiert durchgeführt werden, zeigte Prof. Golriz. Aktuell sind zwei OP-Roboter „Da Vinci“ täglich im Einsatz – und aus dem Krankenhaus-Alltag inzwischen kaum mehr wegzudenken. Die vierarmigen OP-Roboter „Da Vinci X“ ermöglichen es Ärzten, besonders präzise zu operieren. Von einer Konsole aus können Chirurgen über eine hochauflösende 3-D-Kamera die Instrumente millimetergenau steuern und einer nur acht Millimeter großen Hand filigranste Schnitte sicher, präzise und zitterfrei setzen. Am Diakonie Klinikum werden die OP-Roboter in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie bei Eingriffen an der Speiseröhre, Leber, Bauchspeicheldrüse, Nebenniere sowie am Magen und Darm benutzt. Golriz nannte die Vorteile: „Es gibt weniger Komplikationen, weniger Blutverlust, weniger Schmerzen und eine schnellere Heilung. Dank des schonenden Verfahrens reduziert sich zudem die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus.“ Nach einer kurzen Einführung in das System durften die Schüler unter Anleitung von Prof. Golriz das Hightech-Gerät selbst bedienen und ausprobieren. Hierfür wurden für die Schüler Simulationsmodelle an den Roboter angeschlossen. Prof. Golriz betonte: „Die robotische Chirurgie wird immer mehr zum Standard. Doch hinter der hochmodernen Technologie steht immer ein erfahrener Chirurg, mit einer umfänglichen Ausbildung und jahrelanger Übung.“
„Es ist beeindruckend zu sehen, wie wissbegierig die Jugendlichen lernen und sich für die Möglichkeiten der modernen Medizin begeistern“, sagte Prof. Braun. „Wir möchten die nächste Generation von Fachkräften inspirieren und ihnen zeigen, dass Medizin nicht nur aus klassischen Berufen besteht, sondern auch viele innovative Technologien umfasst“, ergänzte Prof. Golriz.
Die Veranstaltung fand großen Anklang. „Wir können uns sehr gut vorstellen weitere Workshops aus dem Bereich Medizin anzubieten, um das Interesse an medizinischen Berufen und Technologien zu fördern“, kündigte Imke Grabe an. Die Schüler verließen den Workshop mit neuen Erkenntnissen und einer Menge Inspiration. „Ich fand den Tag sehr spannend. Mithilfe der AR-Brillen durch das Gehirn zu laufen war eine coole Erfahrung und eine Möglichkeit, die man so nicht einfach hat“, sagte Sophie Scheffler (19). Mit der Veranstaltung setzten die Ärzte des Diakonie Klinikum ein Zeichen für die Förderung von Nachwuchskräften in der Region und zeigen, wie spannend und zukunftsorientiert Medizin sein kann.
Quelle/Fotos: Diakonie in Südwestfalen