Immun? Du schon. Ich nicht!

Abwehr, Viren, Bakterien, Schutz
Bakterien, Viren & Co. haben sich einiges einfallen lassen, um dem Menschen zu schaden. Doch der menschliche Körper ist nicht ungeschützt. Haut und Schleimhäute sind wirksame Barrieren, die den allermeisten Keimen den Zutritt zum Körper verwehren. © Vertigo Signs – Fotolia.com

Bakterien, Viren & Co. haben sich einiges einfallen lassen, um dem Menschen zu schaden. Doch der menschliche Körper ist nicht ungeschützt. Haut und Schleimhäute sind wirksame Barrieren, die den allermeisten Keimen den Zutritt zum Körper verwehren. Dabei wird „scharf geschossen“: Im Magen beispielsweise wird Salzsäure produziert, die nicht nur der Verdauung, sondern auch der Beseitigung von Keimen dient. Und auch andere Wege in den Körper verfügen über Abwehrmöglichkeinen. So gibt es in den Bronchien die Zilien – vergleichbar mit einer Kehrmaschine – die Fremdmaterial weg von der Lunge hin in Richtung Mund befördern. Neben solchen mechanischen und chemischen Schutzvorkehrungen der unterschiedlichen Organe verfügt der Körper mit dem Immunsystem zusätzlich über ein eigenes Abwehrsystem, das Krankheitserreger ganz gezielt anzugreifen vermag. Unterschiedlichste Immunzellen „patrouillieren“ in Blutbahn, Lymphwegen und Gewebe. Sie wachen in der Haut, in den Schleimhäuten, in den Lymphknoten und in der Milz, um dort körperfremde Strukturen zu erkennen und zu bekämpfen. Die Mechanismen sind enorm vielfältig: Immunzellen können Substanzen ausschütten, die die Keime schädigen. Sie können Erreger fressen und verdauen. Sie können sie aber auch markieren, um anderen, hoch spezialisierten Abwehrzellen den Zugriff zu erleichtern. Ist dieses komplexe Immunsystem geschädigt, steigt die Gefahr gefährlicher Infektionen. Bei Immundefekten gibt es erworbene und angeborene. Letztere werden von der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen.

Etwa 100.000 Menschen in Deutschland leiden an einem angeborenen Immundefekt – aber nur 1400 Patienten sind diagnostiziert. Die meisten Betroffenen durchleiden eine schier endlose Irrfahrt von Arzt zu Arzt und Klinik zu Klinik. Meist sind es Kinder, die sich trotz Antibiotikum mit immer wiederkehrenden Lungenentzündungen, ständigen Ohr-Infektionen, Knochenmarks- und Hirnhautentzündungen, nicht endenden Belägen im Mund, Hautabszessen, Wachstumsstörungen oder zu geringem Körpergewicht herumschlagen müssen. „Im schlimmsten Fall droht der Tod, wenn ein Immundefekt nicht erkannt wird“, warnt Dr. Karsten Franke, Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik III – Hämatologie und Internistische Onkologie im St. Marien-Krankenhaus Siegen. Das Problem an dieser Krankheit: Sie fristet ein regelrechtes Schattendasein. „Immundefekte werden oft erst nach Jahrzehnten festgestellt“, weiß Dr. Franke. „Die Betroffenen werden in bis dahin oft als Hypochonder abgestempelt und berichten von ihren Ärzte-Odysseen.“

Um mehr für das Thema zu sensibilisieren organisiert die Patientenorganisation für angeborene Immundefekte, die dsai, am Samstag, den 19. Juli von 9 bis 15 Uhr in der Siegerlandhalle Siegen ihr zentrales Symposium, zu dem Experten und Betroffene aus dem gesamten Bundesgebiet erwartet werden.

Autor: Dr. Christian Stoffers
Foto: © Vertigo Signs – Fotolia.com

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