Sterberate von Schwerverletzen deutlich senken

Hubschrauber

Der Schock- oder Reanimationsraum ist der Ort der Siegerländer Kliniken, an dem Schwerverletzte zuerst versorgt werden. Das Personal besteht aus einem Team aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen und Pflegern. Typische Schockraum-Patienten sind Opfer von Verkehrsunfällen, die Verletzungen an mehreren Körperteilen erlitten haben. Glaubt man der Statistik, so werden alleine aus der Stadt Siegen über 40 Personen mit solch einem Polytrauma in die Schockräume eingeliefert. Häufig geht es dabei um Leben und Tod.

„Dann zählt jede Minute und jeder Handgriff muss sitzen“, sagt Professor Dr. med. Bertil Bouillon, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). „Der Schockraum muss ein gut organisierter Ort professioneller Teamarbeit sein“, ist sich der Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Sporttraumatologie der Kliniken der Stadt Köln sicher.

Festgelegte Abläufe sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Überleben der Patienten und haben in den vergangenen Jahren die Sterberate erheblich gesenkt. Das zeigt auch eine vor kurzem veröffentlichte Studie. Dafür hatten Unfallchirurgen des Uniklinikums Essen Informationen über rund tausend Polytrauma-Patienten ausgewertet, die von 2002 bis 2011 bei ihnen erstversorgt worden waren.

Bemerkenswert sind dabei vor allem zwei Ergebnisse: Nach Einführung der „S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung“ der DGU im Jahr 2011 sank die Sterberate der Patienten, die das Krankenhaus lebend erreichten, nahezu um die Hälfte. „In der Leitlinie finden sich Empfehlungen, die von der Zusammensetzung der Schockraumteams über die Größe und Lage der Räume bis zu detaillierten Hinweisen für die Untersuchung und Behandlung der Patienten reichen“, erklärt Professor Dr. med. Reinhard Hoffmann, Generalsekretär der DGU. Außerdem weisen die Mediziner einen statistischen Zusammenhang zwischen der Zunahme computertomografischer Ganzkörperuntersuchungen und der Abnahme der Sterberate nach.

„Um die Versorgung von Polytrauma-Patienten in Deutschland weiter zu verbessern, sollten diese erfolgreichen Prozesse weiter standardisiert und in interdisziplinären Teams organisiert werden“, fordert Hoffmann von der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Frankfurt/Main. Dafür müssen die Schockraum-Teams in speziellen Kursen geschult werden. „Am ‚Hot Spot‘ Schockraum müssen alle gut vorbereitet sein“, so Hoffmann. „Nur so kann organisiert gehandelt werden: Organisation statt Chaos lautet hier das Motto.“ Um einen ständigen Lernprozess sicherzustellen, sollten diese Teams außerdem regelmäßig kritische Analyse des eigenen Handelns durchführen, sobald ein Patient zur Weiterbehandlung auf eine andere Station verlegt wurde. Bei dieser Selbstanalyse hilft unter anderem das „Traumaregister DGU“, eine zentrale Datenbank, in die Kliniken ihre Abläufe dokumentieren und mit denen anderer Kliniken vergleichen können.

Text: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, überarbeitet von doqtor
Foto: St. Marien-Krankenhaus

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