Diabetes bei Kinder – Fragen und Antworten

Diabetes spritzen mit Pen

Diabetes ist eine der Volkskrankheiten Deutschlands. 6 Millionen Menschen (über 30.000 davon unter 20 Jahren) sind akut betroffen, Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen oder Amputation sind schwerwiegend – und doch wird Diabetes in der Gesellschaft als bedrohliche Krankheit kaum wahrgenommen. (Quelle: Deutscher Gesundheitsbericht: Diabetes 2014). Auch wenn die überwiegende Anzahl der Patienten an einem Typ 2 Diabetes (häufig auch Altersdiabetes genannt) erkrankt, nimmt auch die Zahl der an Diabetes leidenden Kinder und Jugendlichen immer mehr zu.

Umso wichtiger, mit dem Welt-Diabetes-Tag am 14. November auf Wunsch der Fachleute die Erkrankung Diabetes mellitus in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stellen. Das Motto des Welt-Diabetes-Tags 2014 ist „gesundes Leben mit Diabetes“. Entsprechend dreht sich auch bei den Empfehlungen der Experten aus Siegen rund um Maria Tsekoura (Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin) und Christoph Sondermann (Assistenzarzt) in der Abt. Pädiatrie der DRK-Kinderklinik Siegen, dieses Jahr alles um das Thema Essen und Ernährung im Zusammenhang mit Diabetes.

Herr Sondermann, bekommen Kinder und Jugendliche denselben Diabetes-Typ wie Erwachsene?
„Ja und Nein. Rund 99 % unserer Patienten im Kindes- und Jugendalter haben einen Typ-1 Diabetes, bei dem die Insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Immunsystem zerstört werden (Autoimmunreaktion).

Früher waren von Typ-2-Diabetes fast ausschließlich ältere Menschen betroffen, weshalb man die Erkrankung auch als „Altersdiabetes“ bezeichnet. In den letzten Jahren erkrankten jedoch zunehmend Kinder und Jugendliche
auch am Typ-2-Diabetes, was auch auf Übergewicht, mangelnde Bewegung und eine ungesunde Ernährung zurückzuführen ist.

Diabetes selbst ist durchaus vererbbar, und zwar besonders Typ-2-Diabetes. Über das erhöhte Erkrankungsrisiko und die Konsequenzen sind alle Blutverwandten von Patienten mit Diabetes dringend aufzuklären, besser noch durch eingehende Untersuchungen zu diagnostizieren.“

Wie kann man aus Ihrer Sicht als Kinderarzt dann als Familie präventiv agieren?
„Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern alle U-Untersuchungen bei ihrem niedergelassenen Kinder- und Jugendarzt wahrnehmen. Zudem ist natürlich auf eine ausgewogene Ernährung der Kinder und Jugendlichen ohne zusätzliche Zuckeranteile grundsätzlich zu achten. Bspw. kann der Verzicht auf süße Getränke die tägliche Aufnahme an Zucker schon deutlich reduzieren.

In Verbindung mit regelmäßiger Bewegung (mindestens 30-45 Minuten am Tag draußen bewegen) ist so schon mal eine gute Basis geschaffen.

Dann sollten Eltern auf folgende Anzeichen achten: Schläfrigkeit, großer Durst (auch nachts), häufiger Harndrang und erneutes Bettnässen, Gereiztheit, vermehrte Infektionen, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und Übelkeit,
Spielunlust bei Kleinkindern und Konzentrationsstörungen in der Schule sind erste Anzeichen. Im fortgeschrittenen Stadium klagen die Kinder über starke Bauchschmerzen, erbrechen häufig und können ins Koma fallen
– dies ist dann ein lebensbedrohlicher Zustand, der umgehend der notärztlichen Versorgung bedarf.“

Was sollten Eltern noch wissen im Zusammenhang mit kindlichem Diabetes?
„Auch Kinder mit Diabetes dürfen „Süßes“ essen. Es gibt ein paar Dinge wie Gummibärchen oder Bonbons, die man vermeiden sollte, weil sie den Blutzuckerwert schnell ansteigen lassen. Schokolade und Kekse sind dagegen weniger problematisch. Jedoch sollten gerade Kinder mit Diabetes nicht mehr Süßes essen, als ohnehin für eine gesunde Ernährung empfohlen wird. Wir empfehlen, einmal am Tag einige Stückchen Schokolade oder ein paar Kekse in den klar strukturierten Essensplan einzubauen. Wie gesagt´ist aber besonders auch der Genuss gesüßter Getränke einzuschränken.“

Wie kann die Familie das Kind unterstützen?
„Man sollte das Kind ganz normal behandeln und ihm keine Sonderrolle zuweisen. Wichtig ist aber auch, dass die Eltern die Geschwister nicht vernachlässigen. Das passiert oft, wenn ein Kind in der Familie chronisch
krank ist.“

Ab welchem Alter ist eine Diabetes-Schulung sinnvoll?
„Eine Schulung ist dann effektiv, sobald ein Kind etwas selbst machen will, wie zum Beispiel das Blutzuckermessen. Manche unserer Patienten spritzen sich mit sechs Jahren selbst Insulin, andere beginnen deutlich später.

Ein Kind selbst sollte zur Einschulung ein paar Dinge wissen, etwa, was es bei Unterzuckung tun muss. Wir beginnen ab sechs Jahren mit den ersten Schulungen. Wenn die Kinder älter werden, kommen dann weitere Themen
hinzu wie Folgeerkrankungen, Probleme beim Sport oder in der Partnerschaft.“

Quelle: DRK-Kinderklinik
Foto: © ehrenberg-bilder – Fotolia.com

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