Siegener Forum Soziales: Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft diskutierten in der Martinikirche – Pfarrer ist stolz auf Burbacher
Siegen. Flüchtlingen helfen, Nächstenliebe leben, eine echte Willkommenkultur schaffen, aber auch Einheimischen ihre Ängste nehmen – dafür braucht es mehr als gutgemeinte Worte. Darüber waren sich Politiker, Kirchenvertreter und sozialpolitische Akteure beim Siegener Forum Soziales in der vollbesetzten Martinikirche einig. Unter dem Titel „Gemeinsam für Offenheit und Vielfalt“ luden die Diakonie in Südwestfalen und der Evangelische Kirchenkreis Siegen die Teilnehmer ein, sich in zwei Gesprächsrunden über die verantwortungsvolle Aufgabe der Flüchtlingsarbeit und ihre Erfahrungen auszutauschen.
Immer mehr Menschen flüchten, getrieben von Angst und Not, aus ihrer Heimat. Voller Hoffnung kommen sie in ein fremdes Land, auf der Suche nach Sicherheit. Um Flüchtlingen und Asylsuchenden Obhut zu bieten und sie in die Gesellschaft einzugliedern, müssen Politik, Kirche und Gesellschaft Hand in Hand zusammenarbeiten.
Diakonie-Geschäftsführer Dr. Josef Rosenbauer betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit von Kirche, Gesellschaft und Politik ist, um Flüchtlinge in der Region zu versorgen. „Politik kann die Rahmenbedingungen schaffen, aber für eine echte Willkommenkultur braucht es wache, verantwortungsbewusste Menschen.“ Auch die Vertreter der zwei großen Kirchen, Superintendent Peter-Thomas Stuberg und Dechant Werner Wegener, bewegt das Schicksal der Flüchtlinge. „Der Urauftrag der Kirche und aller Christen ist, Flüchtigen und Notleidenden zu helfen“, sagte Wegener. Stuberg appellierte an die Gastfreundschaft der Einheimischen: „Wir müssen mit den Menschen, die uns zunächst fremd erscheinen, in direkten Kontakt treten und sie willkommen heißen.“
Gelebte Nächstenliebe bewirkt Großes, lautete die Botschaft des Forums. Diese Erfahrung machte auch Manfred Daub von der Evangelischen Allianz Eiserfeld. Er und viele weitere engagierte ehrenamtliche Helfer beteiligten sich am Aufbau einer Flüchtlingsunterkunft in der Siegener Hengsbach. „Wir haben versucht, uns mit Anliegern und Nachbarn direkt einzubringen und zu helfen, wo wir konnten. Schnell sind wir den Bewohnern näher gekommen. Das war ein Schlüsselerlebnis“, so Daub. Wermer Leis vom Siegener Bündnis für Demokratie betreibt mit seinen Kollegen intensive Aufklärungsarbeit, um gegen rassistisches Gedankengut anzukämpfen. Dafür sprechen sie beispielsweise mit Schülern in Schulen.
Siegens Bürgermeister Steffen Mues verschwieg aber auch nicht die Probleme, vor denen Kommunen derzeit stehen. Die Stadt fühle sich von Bund und Land im Stich gelassen. Finanzielle Mittel fehlten und Wohnraum sei knapp. Eine besondere Herausforderung seien auch die kurzfristigen Infos über Neuankömmlinge, daher appellierte er an die Menschen aus der Region: „Wir brauchen gelebte Nächstenliebe und das feiwillige Engagement der Bürger. Viele Ängste lassen sich nehmen, wenn man in direkten Kontakt mit den Menschen tritt.“ Vor allem Wohnraum wird dringend gesucht. Stadträtin Babette Bammann und ihr Team stehen tagtäglich vor der sorgenvollen Frage, wo sie die Menschen unterbringen sollen. „Wir sind immer froh, wenn sich Leute bei uns melden und helfen wollen.“
Die Zeit nach den Vorfällen in der ehemaligen Siegerlandkaserne in Burbach waren für Bürgermeister Christoph Ewers und Pfarrer Jochen Wahl anstrengend und herausfordernd, aber auch bereichernd. Das hing vor allem mit der engagierten Hilfe vieler Menschen zusammen, erzählten sie. „Die Unterstützung der Burbacher war immens“, sprudelte es aus dem Pfarrer heraus. Wahl und seine Helfer legen großen Wert darauf, beim ersten Kontakt mit den Flüchtlingen einen positiven Eindruck zu hinterlassen, damit sie sich willkommen fühlen. „Wer so einen Pfarrer hat, kann als Bürgermeister von Herzen froh sein“, hob Christoph Ewers hervor. Landrat Andreas Müller erwähnte die Vorreiterrolle der Einrichtungen in Burbach und Bad Berleburg. Ab 1. Mai 2015 erhalten sie eine Dienststelle der Ausländerbehörde sowie Niederlassungen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Der Status „Notunterkünfte“ entfällt somit. Hintergrund der Entscheidung war, dass Flüchtlinge ihre Formalitäten nun alle vor Ort erledigen können. So können der Zustrom und die damit verbundenen Probleme besser und schneller koordiniert werden.
Quelle: Diakonie Südwestfalen