Team von Experten hilft Betroffenen im Diakonie Klinikum Jung-Stilling mit modernen Diagnosemethoden
Siegen. Essen, Trinken, Speichel: Wer das wie der Mensch täglich über 2000 Mal vom Mund in die Speiseröhre befördern will, muss gut schlucken können. Für jährlich bis zu 160 000 neue Patienten in Deutschland stellt aber genau das ein massives Problem dar. Um Betroffenen zu helfen, hat das Diakonie Klinikum Jung-Stilling das Schluckzentrum Siegen gegründet. In diesem kümmert sich ein Team aus erfahrenen Ärzten, Logopäden und Ernährungsberatern gemeinsam um Diagnosen und Therapien. An der Spitze steht dabei Professor Dr. Joachim Labenz, Direktor der Inneren Medizin im Diakonie Klinikum. Und der Chefarzt weiß: „Der Bedarf in der Region an einer Einrichtung, die Patienten mit Schluckstörungen umfassend berät, betreut und therapiert, ist hoch. Dem tragen wir nun gerne Rechnung.“
Schluckstörungen können jeden betreffen. Manche husten und räuspern vermehrt oder verspüren ein Enge- oder Kloßgefühl im Hals. Andere haben rasselnde Atemgeräusche, vermehrten Speichelfluss, häufiger Schleim im Mund oder ihnen bleibt das Essen und Trinken in der Kehle stecken. Die Ursachen für Schluckprobleme sind vielfältig. Häufig hatten Patienten zuvor Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata oder Tumore. Ferner können fortschreitende Veränderungen des Gehirns wie Morbus Parkinson oder Demenzen auslösend sein. Auch nach Unfällen oder Mund-Kiefer-Gesichts-Operationen können Schluckprobleme entstehen. Das Gefährliche an der Krankheit: Sie kann zu Erstickungsanfällen, Lungenentzündungen und Mangelernährung führen.
Im Schluckzentrum Siegen analysieren die Experten zunächst aktuelle Beschwerden und Symptome. Sie untersuchen die am Schluckakt beteiligten Muskeln und Nerven und wie die Patienten husten, kauen und schlucken. Bei Unklarheiten bringt ein modernes videoendoskopisches Verfahren namens fiberoptic endoscopic evaluation of swallowing (FEES), weiteres Licht ins Dunkle. Dr. Daniela Borkenstein, Oberärztin der Inneren Medizin und Gastroenterologie, beurteilt damit die Schluckfähigkeit und stellt fest, ob Nahrung und Flüssigkeiten in die Atemwege eindringen. Patienten wird dafür über den unteren Nasengang bis oberhalb des Kehlkopfes ein flexibler, dünner Schlauch eingeführt. Dabei schlucken sie mit Lebensmittelfarbe markierte Testspeisen, was die Fachleute mit einer Mini-Kamera beobachten. Die Behandlung ist schmerzfrei und findet unter örtlicher Betäubung statt. Sind weitere Untersuchungen nötig, werden die Struktur und Funktion der Speiseröhre gemessen sowie Gewebeproben aus dem Magen entnommen. Dafür dienen eine hochauflösende Manometrie (HRM), die Gastroskopie sowie das Ösophagus-Breischluck-Verfahren.
Nach ausführlicher Diagnostik erstellen die Spezialisten einen individuellen Behandlungsplan mit dem Ziel, die Schluckfunktion sicher und effektiv wiederherzustellen. Dazu zählen motorische Übungen und die Stimulation der betroffenen Muskulatur. Lina Roeingh, Klinische Linguistin und Fachtherapeutin für Dysphagie (Schluckstörung), bereitet mit logopädischen Therapien im Krankenhaus den Weg für eine möglicherweise nötige ambulante Weiterbehandlung vor. Ferner empfehlen die Experten einen geeigneten Speiseplan, medikamentöse Maßnahmen und je nach Patientensituation weitere Vorgehensweisen.
Quelle: Diakonie