Siegen – Patienten mit Herz- und Gefäßproblemen erwarten heutzutage eine auf ihre individuellen Bedürfnisse hin zugeschnittene schnelle und fachkompetente Betreuung. In der Realität sieht dies jedoch oft anders aus: Lange Wartezeiten, Doppeluntersuchungen, mangelnde Abstimmung zwischen den beteiligten Ärzten sind an der Tagesordnung. Deshalb hat das St. Marien-Krankenhaus Siegen mit seinen Schwerpunkten Kardiologie, Gefäßchirurgie und interventionelle Radiologie gemeinsam mit Partnern aus dem ambulanten Bereich das Herz- und Gefäßzentrum Südwestfalen gegründet, das heute nach gut sechsmonatiger Vorbereitungszeit offiziell eröffnet werden konnte.
„Herz- und Gefäßmedizin gehören zu den Schlüsseldisziplinen der medizinischen Wissenschaft und der ärztlichen Tätigkeit. Kaum eine andere Disziplin ist so eng mit den grundlegenden Fragen unseres Lebens verknüpft“, konstatiert Prof. Dr. med. Michael Buerke, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin. Das jetzt eröffnete Zentrum ist mit circa 7.000 jährlich zu behandelnden Patienten eines der medizinischen Hochleistungszentren in Nordrhein-Westfalen. „Als solches halten wir modernste Diagnostik- und Behandlungsmethoden vor, um die Schlüsseldisziplinen zu fassen“, so der Chefarzt.
Der Logik einer vernetzten, ganzheitlichen Herz- und Gefäßmedizin folgend, versorgen alle Disziplinen des Herz- und Gefäßzentrums Südwestfalen den Patienten in enger interdisziplinärer Abstimmung. „Mit diesem Zentrum werden in der Region ganz neue Möglichkeiten der interdisziplinären und intersektoralen Versorgung eröffnet, die in dieser Form und Größenordnung regional einzigartig sind. Das Zentrum ist damit eine entscheidende Weichenstellung für die Behandlung von Patienten mit Herz- und Gefäßerkrankungen“, sagt Prof. Dr. med. Frank Willeke, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Der individuelle Patient werde nun ganzheitlich, vom Unterschenkel bis zum Gehirn gesehen und seine Behandlung entsprechend ausgerichtet. „Dieser Schritt ist absolut sinnvoll, denn die Therapie von peripheren und Herzkranz-Gefäßen unterscheidet sich nicht wirklich“, pflichtet ihm Privat-Dozent Dr. med. Christian Hohl, der im Herz- und Gefäßzentrum die interventionelle Radiologie verantwortet, bei. „Durch dieses Vorgehen werden die Schnittstellen zwischen den einzelnen Disziplinen so effektiv wie möglich gestaltet.“
Das „Herzstück“ des Herz- und Gefäßzentrums befindet sich auf der ersten Ebene des achtgeschossigen Klinikums. Damit wird sichergestellt, dass die gesamte Funktionsdiagnostik, die drei modernen Herzkatheter-Labore und die diagnostische und interventionelle Radiologie über kurze Wege miteinander verbunden sind. In diesen Bereichen ist im Vorfeld der Neugründung einiges investiert worden. Eigene Stationen im St. Marien-Krankenhaus – etwa 130 der insgesamt 441 Betten des Hauses – mit speziell qualifiziertem Personal wurden zudem für das Zentrum eingerichtet. Kern ist dabei die patientennahe Diagnostik, die sich wie ein roter Faden durch die Stationen zieht: So sind direkt auf den Stationen die Bereiche für die gesamte Basisdiagnostik des Herz- und Gefäßzentrums angesiedelt. Weiter gehört eine Brustschmerz-Einheit in der Notaufnahme zum neuen Zentrum. Durch standardisierte diagnostische Prozesse wird ohne Zeitverlust beispielsweise überprüft, ob eine Herzerkrankung ursächlich für Brustschmerzen ist. „Mit diesem Aufbau ist es uns also möglich, Patienten schon vor einem akutem Ereignis wie einem Herzinfarkt zu versorgen und damit die Sterblichkeit generell zu senken“, so Dr. med. Sebastian Dietz, Oberarzt in der Kardiologe und Mitglied der Zentrumsleitung.
Vor- und nachgelagert sind Einrichtungen der ambulanten Versorgung. Sie gehören entweder zum Medizinischen Versorgungszentrum des Krankenhauses oder sind partnerschaftlich ins Zentrum integriert. Ebenfalls besteht eine enge Kooperation mit der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim, die sich auf die Herzchirurgie spezialisiert hat und bereits langjähriger Kooperationspartner ist. Weiter sind Bande mit der hiesigen Universität geknüpft.
Die Gründung des Herz- und Gefäßzentrums macht auch mit Blick auf die gesamte Versorgungslandschaft Sinn. „In unserer Region werden zunehmend einzelne Leistungsbereiche doppelt und dreifach vorgehalten. So liegt es nahe, einen echten Mehrwert für Patienten über eine effizient organisierte Zusammenarbeit mehrerer Leistungsbereiche zu schaffen“, erklärt Hans-Jürgen Winkelmann, Geschäftsführer des St. Marien-Krankenhauses. Für das gesamte Unterfangen sei zudem eine gewisse Größe notwendig, um rund um die Uhr die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. „Natürlich ist es auch eine wirtschaftliche Entscheidung“, so Winkelmann. „Die medizinische Leistung muss an vorhandene Versorgungsstrukturen anknüpfen, um nicht als isolierte Maßnahme ein Dasein als ‚Werbe-Gag‘ zu fristen.“
Die Verantwortlichen sind davon überzeugt, dass mit der Etablierung des Herz- und Gefäßzentrums Südwestfalen im St. Marien-Krankenhaus Siegen ein weiterer Meilenstein für die Patientenversorgung in Siegen-Wittgenstein und darüber hinaus gesetzt ist.
Quelle: St. Marien-Krankenhaus Siegen