Schlechter Schlaf und seine Folgen

Chefarzt Dr. Rainer Grübener referierte über Risiken von Schnarchen

Chefarzt Dr. Rainer Grübener referierte in der Cafeteria des Diakonie Klinikums Jung-Stilling über die Risiken schlafbezogener Atemregulationsstörungen und gab hilfreiche Tipps für einen gesunden Schlaf .



Siegen. Genügend und gesunder Schlaf sind enorm wichtig für die körpereigene Abwehr und das Abspeichern von Informationen im Gehirn. In Deutschland klagt jedoch die Hälfte der Bevölkerung darüber, nicht genug zu schlafen – 43 Prozent haben sogar Schlafprobleme. Über die Ursachen und Formen von Schlafstörungen hat Chefarzt Dr. Rainer Grübener vor rund 40 Interessierten beim „Siegener Forum Gesundheit“ in der Cafeteria des Diakonie Klinikums Jung-Stilling in Siegen aufgeklärt. Grübener ist Chefarzt der Inneren Medizin im Diakonie Klinikum Bethesda in Freudenberg und neben der Lungen- und Bronchialheilkunde auf Schlafmedizin spezialisiert. Im klinikeigenen Schlaflabor untersuchen der Mediziner und sein Team täglich Menschen mit verschiedensten Schlafstörungen. „Hin und wieder schlecht schlafen ist kein Problem. Ständig nicht gut schlafen wird auf Dauer zur großen Belastung“, sagte der Experte. Solche Patienten sind tagsüber sehr müde, schläfrig und haben Konzentrationsprobleme. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Selbsthilfekontaktstelle der Diakonie in Südwestfalen.

Unter dem Titel „Schlechter Schlaf, Stress für den Körper – Wichtigkeit gesunden Schlafs“ zeigte er verschiedene Schlafstörungen auf. So unterscheiden Ärzte zum Beispiel zwischen Ein- und Durchschlafstörungen, Schlafstörungen bei körperlichen und psychischen Erkrankungen oder Störungen, die den Schlaf unterbrechen. Das Schlafapnoe-Syndrom gehört zu den häufigsten und folgenschwersten Schlafstörungen. Dabei haben die Betroffenen nachts Atemstillstände, die zwischen 10 und 120 Sekunden andauern – ohne es bewusst zu merken. Bei manchen können Atemaussetzer sogar bis zu 80 Mal pro Stunde auftreten. Hauptsymptom von Schlafapnoe ist lautes, unregelmäßiges Schnarchen. „Eine wichtige Rolle für die Diagnose der Schlafkrankheit spielen vor allem die Schlafpartner, denn ihnen fällt das unregelmäßige Schnarchen oft zuerst auf“, betonte der Chefarzt. Lautes unregelmäßiges Schnarchen, Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwächen, eine verminderte Leistungsfähigkeit oder auch eine veränderte Persönlichkeit, die sich sogar in depressiven Stimmungen äußern kann, sind mögliche Symptome. Die Atemstillstände lassen während des Schlafens den Sauerstoffgehalt im Blut absinken. In der Folge werden das Gehirn und die anderen Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das verursacht Stress, der Blutdruck steigt und das Herz versucht den Mangel durch stärkeres Pumpen auszugleichen. Gleichzeitig kommt es zu wiederholten Weckreaktionen, um ein Ersticken zu verhindern. „Die Weckreaktionen verhindern ein Eintreten in die Tiefschlafphasen, die gerade für die psychische und körperliche Erholung wichtig sind“, so Grübener. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt und Schlaganfall steige.

Mediziner unterscheiden zwischen obstruktiver und zentraler Schlafapnoe. Erstere ist die häufigste Form und auf verengte Atemwege zurückzuführen. Während des Schlafens erschlafft die Rachen- und Gaumenmuskulatur, die Zunge fällt zurück. Dadurch flattern die weichen Gaumenteile im Luftzug des Atems und verengen die Atemwege – es kommt zu Schnarchgeräuschen – teilweise verschließen die Atemwege sogar ganz. Übergewicht, Rauchen, Alkohol und bestimmte Medikamente wie Beta-Blocker und Schlafmittel können eine Schlafapnoe begünstigen. Bei der zentralen Schlafapnoe sind die Atemstillstände auf eine Fehlfunktion im Zentralen Nervensystem zurückzuführen. Die Abteilung für Innere Medizin untersucht im Schlaflabor des Diakonie Klinikums Bethesda sämtliche Formen schlafbezogener Atemregulationsstörungen sowie weitere schlafmedizinische Krankheiten. „Der Patient bleibt für ein bis zwei Nächte. Wir messen und analysieren das Schlafverhalten, die Atem- und Pulsfrequenz, Bewegung des Brustkorbs und weitere Faktoren“, erklärte der Chefarzt. Bei mittel- bis schwergradiger obstruktiver Schlafapnoe ist die CPAP-Beatmung eine gängige Therapiemaßnahme. „Dabei handelt es sich um eine Nasenmaske, die der Patient nachts anlegt und an ein Gerät angeschlossen ist. Durch leichten Überdruck auf die Atemwege wird verhindert, dass diese zusammenfallen und die Luftzufuhr unterbrochen ist.“ Einigen Patienten helfen Bissschienen für Ober- und Unterkiefer, die die Zunge vom Zurückfallen in den Rachen abhalten. Durch die Therapie einer Schlafapnoe könnten Patienten von Vorhofflimmern – eine der häufigsten Rhythmusstörung, die durch Schlafapnoe hervorgerufen werde – befreit werden.

Zum Schluss gab der Chefarzt den Zuhörern allgemeine Maßnahmen an die Hand, die bei verschiedenen Schlafstörungen unterstützen können. Ein wichtiger Faktor sei zum Beispiel, das Körpergewicht zu normalisieren, beziehungsweise zu reduzieren. Abendlicher Alkoholkonsum und schlaffördernde Medikamente sollten Betroffene meiden und auf eine gute Schlafhygiene achten. Damit gemeint ist ein abgedunkeltes und geräuschisoliertes Schlafzimmer mit einer Raumtemperatur von etwa 18 Grad. Auf technische Geräte wie Fernseher, Computer und Smartphone sollte ebenfalls im Schlafzimmer verzichtet werden.

Quelle: Diakonie

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