Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen erhält Zulassung zum Schwerstverletzungsartenverfahren
Siegen. Patienten, die einen Arbeitsunfall erlitten haben, können ab sofort auch bei schwersten Verletzungen heimatnah im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen behandelt werden. Seit dem 1. Juni verfügt das „Stilling“ als eine von nur zwölf Kliniken in Nordrhein-Westfalen über die Zulassung zum sogenannten Schwerstverletzungsartenverfahren der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Betroffene Patienten müssen damit nicht mehr wie bisher nach Bochum ins Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum verlegt werden.
Wann immer auf der Straße, im Beruf, in der Freizeit oder im Haushalt ein schlimmer Unfall geschieht, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: Patienten mit schwersten Verletzungen benötigen eine sofortige unfallmedizinische Behandlung in speziellen Krankenhäusern der Akutversorgung. Am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen werden schon seit vielen Jahren Notfallpatienten auf höchstem Niveau versorgt. Als zertifiziertes überregionales Traumazentrum erfüllt das „Stilling“ dabei eine tragende Rolle für das gesamte Dreiländereck von NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz. Mit der Zulassung zum Schwerstverletzungsartenverfahren kommt nun ein weiterer Baustein hinzu.
Hinter dem leicht sperrigen Begriff steht eine Einstufung der DGUV, die die medizinische Behandlung nach Arbeits- und Schulunfällen geregelt. Kostenträger ist in solchen Fällen die zuständige Berufsgenossenschaft. Das Heilverfahren stellt dabei hohe Anforderungen an die zugelassenen Ärzte und Kliniken. Demnach unterliegt ein Patient – je nach Schweregrad der Verletzung – dem Durchgangsarztverfahren (D-Arzt-Verfahren), dem Verletztenartenverfahren (VAV) oder eben dem Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV). Für Letzteres kommen nach Maßgabe der DGUV nur Kliniken in Betracht, die gewisse personelle, fachliche, technische sowie räumliche Standards vorhalten. Das Diakonie Klinikum erfüllt als eine von lediglich zwölf Kliniken in NRW diese Kriterien. Landesweit ist es seit zehn Jahren die erste neue SAV-Zulassung.
Im Diakonie Klinikum, das zuvor bereits VAV-beteiligt war, wurde auf die Weiterentwicklung zur nächsthöheren Stufe lange hingearbeitet, erläutert Geschäftsführer Dr. Josef Rosenbauer: „Das strategische Ziel, das Diakonie Klinikum zum überregionalen Notfallversorger in sämtlichen Fachbereichen zu entwickeln, wurde bereits vor mehr als zehn Jahren definiert.“ Eine wichtige Weichenstellung erfolgte dann 2020: Unter der Ägide des seinerzeit neuen Chefarztes Professor Dr. Steffen Schröter wurde die Unfall- und Wiederherstellungschirurgie in unterschiedliche Sektionen gegliedert, um die Spezialisierung der verantwortlichen Oberärzte zu fördern. Zwischenzeitlich habe die DGUV noch einmal neue, deutlich anspruchsvollere Anforderungen zur Teilnahme am SAV gestellt, so Schröter. Diese sehen laut dem Chefarzt neben dem Nachweis umfassender Zahlen an komplexen unfallchirurgischen Eingriffen auch besondere strukturelle Bedingungen vor, „die für Klinik und Personal gleichermaßen herausfordernd sind“. So beinhaltet das SAV auch das komplette Komplikationsmanagement nach Unfallverletzungen mit plastischer Rekonstruktion. Ein zentraler Punkt sei eine starke fachübergreifende Positionierung, wie sie am Diakonie Klinikum gegeben ist, betont Schröter, dem interdisziplinären Zusammenspiel komme bei der Versorgung von Schwerstverletzten enorme Bedeutung zu: „Ohne die hohe Kompetenz und Expertise der gesamten Fachabteilungen wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen.“ Am „Stilling“ könnten sich die Menschen jederzeit auf eine kompetente Behandlung verlassen.
Auch Geschäftsführer Dr. Rosenbauer wertet die SAV-Zulassung als „großen Erfolg“ – nicht nur für die Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, sondern das gesamte Klinikum. Nicht zuletzt bringe dies eine enorme Erleichterung in der medizinischen Versorgung in einer Region, die einst stark geprägt war durch Bergbau und Eisenverhüttung und in der es auch heute noch zahlreiche Berufe gibt, die mit einem erhöhten Risiko schwerer Arbeitsunfälle verbunden sind, wie zum Beispiel in Industrie, Handwerk, in der Metall- oder Holzverarbeitung oder auch in der Forstwirtschaft.
Quelle/Foto: Diakonie in Südwestfalen