Jeder 17. Mensch erkrankt in seinem Leben an Darmkrebs, jährlich gibt es in Deutschland weit mehr als 60.000 Neuerkrankungen, 26.000 Menschen sterben jedes Jahr an Tumoren des Darms: Diese Zahlen bewegten während einer Informationsveranstaltung im Diakonie Klinikum Jung-Stilling Siegen viele der Besucher. Genannt wurden sie von den referierenden Experten der Inneren Medizin ganz bewusst – nicht um zu schockieren, sondern um aufmerksam zu machen. Denn auch heute noch akzeptiert die Gesellschaft, dass jedes Jahr fünf bis sechs Mal mehr Menschen an Darmkrebs sterben, als bei Verkehrsunfällen.
Jeder kann Darmkrebs bekommen“
„Dabei könnten Tumoren des Darms in neun von zehn Fällen verhindert werden“, verdeutlichte Chefarzt Professor Dr. Joachim Labenz. Jeder könne sein Darmkrebsrisiko durch regelmäßige Vorsorge reduzieren. Falsch ist es laut Labenz zu vermuten, eine Erkrankung resultiere ausschließlich aus einer familiären Vorbelastung. „Jeder kann Darmkrebs bekommen“, erklärte der Chefarzt. „Etwa 90 Prozent der Tumoren entwickeln sich über Jahre hinweg aus gutartigem Darmgewebe, sogenannten Polypen“, bekräftigte Dr. Adam Zahradnik, Oberarzt in der Medizinischen Klinik des Diakonie Klinikums Jung-Stilling. Umso wichtiger sei die regelmäßige Vorsorge durch eine Darmspiegelung. Mithilfe einer kleinen Kamera wird dabei der Darm untersucht. „Entdecken wir Polypen, können wir diese entfernen und Darmkrebs entsteht erst gar nicht“, beschreibt Labenz. Seit 2003 kann jeder Versicherte ab 55 Jahren kostenfrei eine Darmspiegelung durchführen lassen – auch wenn er keine Beschwerden hat. Trotzdem seien nicht nur die Menschen in Siegen-Wittgenstein zögerlich: „Rund 85 Prozent der Männer und 80 Prozent der Frauen nehmen dieses Angebot nicht wahr“, sagte Labenz. Dabei lohne sich Vorsorge: „Darmkrebs kann verhindert oder im Frühstadium erkannt werden.“ Je eher ein Tumor festgestellt werde, desto besser seien die Behandlungsaussichten. Manche Tumoren könnten sogar während einer Darmspiegelung entfernt werden. Und auch wenn eine Operation nötig ist, gibt es verschiedene Verfahren. Im Bauchzentrum des Diakonie Klinikums Jung-Stilling werden betroffene Patienten von Internisten und Chirurgen gemeinsam behandelt. „Wir kombinieren verschiedene Methoden und stellen für jeden Patienten ein abgestimmtes Behandlungskonzept zusammen“, attestiert Labenz. Hierbei gelte es neben den medizinischen, auch die seelischen Belange der Patienten zu berücksichtigen. Damit Darmkrebs gar nicht erst entsteht, gab Ernährungsmedizinerin Dr. Gisela Labenz den Anwesenden hilfreiche Tipps für den Alltag. Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Fisch sollten laut der Ernährungsexpertin ganz oben auf dem Speisenplan stehen. Darüber hinaus würden Milchprodukte für eine gesunde Balance des Darms sorgen. Grundsätzlich empfiehlt Labenz, bewusst zu essen sowie frische und gesunde Lebensmittel vorzuziehen. Dabei warnt sie vor allem vor verstecktem Zucker in Fertigprodukten. „Tumorzellen lieben Zucker.“ Entscheidend sei auch, sich ausreichend zu bewegen: „Wer viermal pro Woche spazieren geht, walkt oder Fahrrad fährt, tut seinem Körper etwas Gutes und kann sein Gewicht reduzieren.“ Denn erwiesen ist nicht nur, dass Rauchen und Alkoholkonsum das Krebsrisiko erhöhen. „Körperliche Aktivität senkt die Gefahr, an Krebs zu erkranken um 20 Prozent und jede fünfte Krebserkrankung lässt sich durch richtige Ernährung verhindern.“
Quelle: Diakonie